Valentia Island

An der äuβersten Südwest-Küste Irlands und dem Ring of Kerry vorgelagert und somit einer der westlichsten Punkte Europas liegt Valentia Island (Oileán Dairbhre= Insel der Eichen), oder auch Valencia geschrieben.

Mit dem Festland ist die Insel seit 1970 durch die Maurice O’Neill Memorial Bridge mit Portmagee im Süden verbunden und im Osten erreicht Ihr den Hauptort Knightstown vom Reenard Point mit einer Autofähre. In ihrem ersten Leben war diese Fähre mit dem vertrauenswürdigen Namen God Met Ons III (Gott mit uns) holländisch und hat regelmäβig die Maas überquert, bevor sie hierher verkauft wurde. Immerhin erspart sie Euch 48 km Straße, wenn Ihr von Cahersiveen kommt.

Valentia Island hat eine bewegte Geschichte, die schon vor sage und schreibe 370 Millionen Jahren begann. Damals, als Irland noch in Äquatornähe lag (Happy Days!) marschierte ein sogenannter Tetrapod (Landwirbeltier) durch ufernahen Schlamm und hinterlieβ über 150 Fuβabdrücke, die später durch Schlick “versiegelt” wurden und über die Jahrtausende dann versteinerten. Sie gehören zu den ältesten Anzeichen von Wirbeltieren auf dem Land, sind die erste Entdeckung dieser Art in Europa überhaupt und wurden erst 1993 durch einen Geologiestudenten entdeckt.

Unwesentlich später, im Jahre 1854 unterhielten sich ein kanadischer Ingenieur und ein amerikanischer Zeitungsverleger über ein mögliches transatlantisches Telegrafenkabel zwischen dem europäischen und dem amerikanischen Kontinent. 1857 gelang es erstmals, jedoch nicht für lange und es folgten etliche mehr oder weniger erfolgreiche Versuche. Erst der Great Eastern, dem mit 205m gröβten Schiff damaliger Zeit, gelang es erfolgreich ein Kabel auf den Meeresgrund zu verlegen. Am 27.07.1866 war es dann endgültig soweit; Heart’s Content in Neufundland, Kanada und Foilhommerum Cable Station Ireland, waren das erste Mal dauerhaft (nämlich für 100 Jahre) miteinander verkabelt.

Video: Valentia Island

Im Vorfeld des Transatlantikkabels war die Insel Anfang der 1860er eine wichtige Ost-West Verbindung für die Präzisierung des 52. Längengrades, da zwischen der amerikanischen und der europäischen Messung immerhin eine Differenz von rund 850 Metern lag, die die Schiff-Fahrt und natürlich die Kabelverlegung beinträchtigte. Desweiteren wurden auch Vermessungen Richtung Osten präzisiert, woran der Altazamuth Stone in Knightstown erinnert. Ein ähnlicher Stein steht auch im Ural in Russland.

Noch einmal ein paar Jahre zurück, denn 1830 beauftragte der 18. Knight of Kerry (Maurice FitzGerald) den schottischen Architekten und Ingenieur Alexander Nimmo für ihn eine “New Town of Valentia” zu bauen und ab 1840 entstand, was heute Knightstown heiβt und der Hauptort der Insel ist. Hier findet Ihr zahlreiche Pubs, Cafés und Restaurants, sowie die Valentia Lifeboat Station, die für groβe Teile der irischen Süd- und Westküste zuständig ist und (leider) sehr gut ausgelastet ist.

Nordöstlich von Knightstown liegt das ehemalige Anwesen der Knights of Kerry, das Glanleam House & Gardens. Das knapp 17 Hektar groβe Gelände sieht mehr aus wie ein tropischer Urwald, da der 19. Knight zahlreiche exotische Pflanzen aus Übersee importierte, die durch die geschützte, absolut frostfreie Lage prächtig gedeihten. Die Gärten sind gegen ein kleines Entgelt zu besichtigen und das Haus lädt zum Übernachten ein, da es jetzt als Gästehaus der (sehr) gehobenen Klasse (€100 pro Person/Nacht) geführt wird. Klar, dass der einzige Sandstrand der Insel auch hier ist.

Nicht weit vom Glanleam House, Richtung Leuchtturm im Nordwesten, könnt Ihr die Fuβabdrücke des Tetrapod besichtigen.

Im Norden Valentias findet Ihr den Valentia Slate Quarry, einen Schiefersteinbruch, der schon 1816 ebenfalls vom damaligen Knight of Kerry eröffnet wurde und bis zu einem Steinschlag im Jahre 1911, der zur Schlieβung führte, viele berühmte Einrichtungen (Westminster Abbey & Cathedral, Pariser Oper, Eisenbahnschwellen in San Salvador, sowie unzählige Billardtische) ausgestattet hat. Er kann, genau wie die Madonna und kleine Wasserfall, immer noch besichtigt werden, obwohl 1998 drei einheimische Geschäftsmänner den Bruch wieder zum Leben erweckten und seitdem wieder recht erfolgreich Schiefer fördern lassen.

Weiter westlich steht die höchste Erhebung Valentias, der Geokaun Mountain, der ebenfalls fantastische Rundblicke über die Insel selbst, die vorgelagerten Skellig Islands und das Festland bietet.

Das westliche Ende, genannt Bray Head, lädt Euch ein, den 1815 erbauten Bray Tower zu ersteigen. Er wurde in allen Kriegen als Wachturm genutzt und hat jetzt (hoffentlich) seine wahre Aufgabe als Aussichtsturm gefunden. Umwerfende Ausblicke auf Meer und Inseln erwarten Euch. Vielleicht seht Ihr sogar ein paar Wale vorbeiziehen.

Etwas südlicher stehen die Gebäude und Überreste des “Telegraph Field”, oder “Longitude Field”. Die Stelle, an der die Telegrafenleitung und die Längengradvermessung Geschichte machten. Im Süden, nahe der Brücke, befindet sich das architektonisch preisgekrönte Skellig Experience Centre, welches sich auβerordentlich gut eignet, sich entweder vor der Überfahrt zu den Skellig Islands, oder anstatt, eingehend über die Natur, die Seevögel und die damaligen Lebensumstände und Gebäude der Mönche zu informieren. Sehr interessant gemacht und durch Modelle und Nachbauten sehr realistisch dargestellt.

Ein besonderes Spektakel ist zweifellos die Valentia Regatta am ersten Montag im August (August Bank Holiday), die jedes Jahr mit traditionellen Holzbooten und bis zu 12 Ruderern pro Boot stattfindet. Eine schöne Mischung aus Sportevent und Jahrmarkt. Have Fun!

Die Insel, die nur knapp 12km lang und ca. 3km breit ist, bietet neben allen Sportarten auf und im Wasser, auch Wandern, Felsenklettern, Radfahren und eine auβergewöhnliche Vielfalt an Ausflugs- und Freizeitmöglichkeiten an, die ohne viel Aufwand und Fahrerei gefunden werden können. Hier ist wirklich für jeden etwas dabei.

Das könnte Euer nächster Irland-Urlaub werden, oder? Viel Spaβ!

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