Sligo

Sligo, die dünn besiedelte Grafschaft im Nordwesten der Republik Irland, steht ganz im Zeichen des großen Dichters und Literaturnobelpreisträgers William Butler Yeats.

Darüber hinaus locken ausgedehnte Wälder, Seen und ungewöhnliche Berge, während die Küste mit ihren Sandstränden Erholungsuchenden ebenfalls viel zu bieten hat.

Nicht vergessen werden sollten auch die beeindruckenden Zeugnisse längst vergangener Zeiten. So tritt zwischen Seafield und Sligo die megalithische Grabkultur in einer ungewohnten Konzentration auf.

Auf dem Carrowmore Megalithic Cemetry haben Archäologen die Reste von mehr als 60 Gräbern freigelegt. Die Ältesten sind rund 700 Jahre älter als Newgrange und stammen etwa aus der Zeit um 3800 vor Christus. Der Friedhof enthält neben kleinen Ganggräbern auch Dolmen sowie Steinkreise mit zentralen Grabkammern. Der Sage nach soll der Berg Knocknarea das Grab der Königin Maeve bedecken. Carrowmore, am Fuße des Berges, könnte daher die Grabstätte ihrer Gefolgsleute gewesen sein.

In Sligo, der gleichnamigen Hauptstadt der Grafschaft, ist es kaum möglich, sich dem Leben und Wirken von William Butler Yeats zu entziehen. Der Dichter und Träger des Literatur-Nobelpreises erblickte hier 1865 das Licht der Welt, verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Sligo und kehrte später immer wieder hierhin zurück. Zu Ehren des großen Poeten wird im Yeats Memorial Building an der Douglas-Hyde-Bridge alljährlich die „Yeats International Summer School“ abgehalten, zu der Literaturwissenschaftler und Studenten aus aller Herren Länder nach Irland reisen. Und im Sligo County Museum and Municipal Art Gallery an der Stephen Street gilt das Hauptinteresse dem Yeats Room, in dem Memorabilien, Manuskripte und Erstausgaben seiner Werke ausgestellt sind. In der angrenzenden Galerie sind Bilder von Yeats Vater, seiner Schwester und dem Bruder John B. Yeats zu sehen.

Sehenswert ist ferner Sligo Abbey, das einzige erhaltene mittelalterliche Bauwerk der 18.000-Seelen-Gemeinde. Die Dominikanerabtei wurde 1252 von Maurice Fitzgerald, dem Earl of Kildare, gegründet. Im Jahre 1414 brannte die Abbey bis auf die Grundmauern nieder und wurde wieder aufgebaut, ehe sie 1641 von englischen Truppen unter Führung von Fredrick Hamilton abermals zerstört wurde. Am Fuße des Ben Bulben, des aufgrund seiner Form markanten Wahrzeichens von Sligo, liegt das kleine Örtchen Drumcliff, auf dessen Friedhof William Butler Yeats seine letzte Ruhestätte fand. Den Grabstein des Nobelpreisträgers ziert ein Vers aus dem Gedicht Under Ben Bulben, das Yeats 1938 verfasste: Cast a cold eye on life, on death, Horseman, pass by!

Video: Sligo, Ireland


Heinrich Böll, der Literaturnobelspreisträger aus Deutschland, schrieb in seinem berühmten Irischen Tagebuch nach dem Besuch des Grabes von Yeats auf dem Drumcliff Churchyard: „Krähen flogen von alten Grabsteinen auf, krächzten um den alten Kirchturm herum. Nass war Yeats` Grab, kalt der Stein, und der Spruch, den Yeats sich hatte auf seinen Grabstein schreiben lassen, war kalt wie die Eisnadeln, die aus Yeats Grab heraus auf mich geschossen waren: Reiter, wirf einen kalten Blick auf das Leben, auf den Tod – und reite weiter.“

Unweit der Grabstätte befinden sich die Reste eines vom heiligen Colum Cille um 575 gegründeten Klosters. Dessen Hockkreuz aus dem Jahre 1000 fand Eingang in Yeats Gedichte, während der Legende nach der dortige Rundturm über dem weisesten Menschen, der an ihm vorbeigeht, zusammenbrechen wird.

Nicht weit von dem ehemaligen Kloster soll sich bei Cooladrummon im Jahre 561 die Schlacht der Bücher ereignet haben. Colum Cille hatte heimlich von einem Psalter des heiligen Finian eine Kopie angelegt – sozusagen die erste Raubkopie der Geschichte. Finian forderte daraufhin vergeblich die Herausgabe der Kopie. Schließlich musste König Dermont über den Fall entscheiden. Dieser war der Meinung, dass zu jeder Kuh ein Kalb gehöre und damit auch zu jedem Buch die entsprechende Abschrift. Mit dem salomonischen Richterspruch war Colum Cille nicht einverstanden und erklärte dem König den Krieg. Die bewaffnete Auseinandersetzung am Ben Bulben forderte über 3.000 Menschenleben. Zur Strafe wurde Colum Cille im Jahre 563 nach Schottland verbannt, um dort so viele Heiden zu bekehren, wie in der Schlacht das Leben gelassen hatten.

Zu den Sehenswürdigkeiten in Sligo zählt fraglos auch Lissadell House. Das viktorianische Herrenhaus, das 1834 nach Plänen von Francis Goodwin errichtet worden ist, war das Elternhaus der Schwestern Eva Gore-Gooth (1870-1926) und Gräfin Constance Markievicz. Die beiden Damen waren eng mit William Butler Yeats befreundet und unterstützten ihn in dem Bemühen, die irische Literatur, Kultur und Tradition wiederzubeleben und zu pflegen. Gräfin Markievicz beteiligte sich als militante Frontkämpferin der irischen Unabhängigkeitsbewegung am Osteraufstand von 1916, in dessen Verlauf sie inhaftiert wurde. Später wurde sie als erste Frau ins britische Unterhaus gewählt. In Lissadell House kann heute neben persönlichen Gegenständen der beiden Damen eine Walfangausrüstung aus dem 19. Jahrhundert bestaunt werden. Im Speisesaal hängen lebensgroße Porträts der Familie Markievicz und einiger Bediensteter.

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