County Armagh

Der irische Name Armagh, der bedeutendsten Stadt der gleichnamigen nordirischen Grafschaft, lautet Ard Macha, was soviel heißt wie „Machas Hügel", und erinnert an die legendäre Königin Macha, die hier 600 vor Christus residierte.

Die Reste ihrer Festung, des Navan Forts, sind auf einem der sieben Hügel der Stadt zu sehen. Der Anspruch Armaghs, eine der ältesten besiedelten Flecken in Irland zu sein, wird durch die Tatsache unterstrichen, dass es am Moyry Pass, einer der historischen Straßen der Insel liegt. Diese soll bereits 300 vor Christus den Süden der Insel via Tara mit dem Norden verbunden haben.

Kein geringer als der Heilige Patrick soll Armagh ausgesucht haben, um es im Jahr 445 zum Zentrum des Christentums zu machen. In aller Bescheidenheit nannte Patrick die Stadt „The Irish Rome”, das irische Rom. Gemäß Überlieferung errichtete er auf dem Drum Saileach Hill (Seichter Grat) eine Kirche aus Stein. Heute steht hier die protestantische St. Patrick’s Cathedral.

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Nach St. Patrick wuchs Armagh zu einer großen Klostergemeinschaft heran. Diese verfügte auch über eine der angesehensten Schreibstuben des Landes, aus der mit dem Book of Armagh eine der schönsten illustrierten Handschriften Irlands stammt. Dieses wird heute im Trinity College in Dublin aufbewahrt. Könige, Gelehrte und Pilger suchten das Kloster auf – und in ihrem Gefolge kamen die Wikinger, die zwischen dem 5. und 12. Jahrhundert Armagh immer wieder plünderten und brandschatzten. Insgesamt wurde die Kirche nicht weniger als 17 Mal zerstört und wieder aufgebaut. Wobei die Zahl vielleicht sogar untertrieben ist. Denn in historischen Dokumenten ist von 26 Bränden und Plünderungen allein bis ins 17. Jahrhundert die Rede.

Im Jahr 1014 wurde an der nördlichen Seite der St. Patrick’s Cathedral der Hochkönig Brian Ború, der Irland von den Wikingern befreite, begraben. Eine Tafel an der Mauer des Querschiffs erinnert noch heute an den großen Stammesfürsten. Weitere Besonderheiten im Inneren der Kathedrale sind der Tandragee Götze, die Granitfigur eines irischen Kriegers, die vermutlich aus keltischen Zeiten stammt, sowie ein keltisches Kreuz aus dem 11. Jahrhundert.

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kathedrale ist die Robinson Library zu finden. Die altehrwürdige, 1771 gegründete Einrichtung darf sich rühmen, ein Bibliotheksexemplar von Gullivers Reisen zu besitzen, das persönlich von Jonathan Swift vorgenommene Korrekturen aufweist.

In Sichtweite des protestantischen Gotteshauses erhebt sich auf einem weiteren Hügel nur einen Steinwurf entfernt eine weitere Kathedrale, die ebenfalls dem Nationalheiligen gewidmet ist. 1840 wurde mit dem Bau der römisch-katholischen St. Patrick´s Cathedral begonnen. 33 Jahre dauerte der Bau, was angesichts der damals grassierenden Hungersnot kaum verwundert. Die erforderlichen Finanzmittel für den Bau des monumentalen Gotteshauses wurden zu einem nicht unerheblichen Teil mit Basaren und Tombolas aufgebracht. Ein Preis einer solchen Tombola aus dem Jahr 1865, eine Standuhr, steht immer noch in der Sakristei und wartet darauf, vom Gewinner abgeholt zu werden. Der Dom mit seinem majestätischen Innenraum konnte schließlich am 24. Juli 1904 eingeweiht werden.

Die Bedeutung Armaghs als religiöses Zentrum unterstreicht zudem die Tatsache, dass der Mittelpunkt von St. Patricks auf der Grünen Insel noch heute Sitz sowohl des katholischen als auch des protestantischen Erzbischofs von Irland ist. Zwischen 1765 und 1865 erlebte Armagh seine bedeutendste bauliche Veränderung. Erzbischof Richard Robinson ließ von Architekt Thomas Cooley ein neues Palais errichten. Es folgten die Stadtbibliothek, die königliche Schule und das Observatorium. Eine Arbeit, die von Erzbischof John George Beresford und dem Architekten Francis Johnston aufwändig fortgesetzt wurde. So entstand unter anderem zwischen 1805 und 1809 eine stattliche Residenz, die heute das Court House beherbergt.

Der St. Patrick’s Trian Visitors Complex vereinigt gleich drei verschiedene Ausstellungen unter seinem Dach. Die Armagh Story lädt zu einer multimedialen Zeitreise von den Tagen der ersten Besiedlung Irlands bis hin zur keltischen Christianisierung. Natürlich wird auch das Leben und Wirken des heiligen Patrick beleuchtet. Im nachgebauten Scriptorium kann in Selbstversuchen erfahren werden, wie die Mönche des 9. Jahrhunderts Schriftstücke und Bücher erstellten. Und im angrenzenden Land of Lilliput können kleine und große Abenteurer Gullivers Reisen hautnah nachvollziehen.

Am Rande der Innenstadt liegt The Mall. Der einstige Pferderennplatz wurde von Richardson in eine großzügige innerstädtische Grünanlage umgewandelt, die von viktorianischen Häusern mit Garten gesäumt wird. Am Südende steht das Armagh Gaol, das einstige Gefängnis. Das Palace Stable Heritage Centre, das auf dem Gelände des für Erzbischof Robinson erbauten Palace Demesme steht, vermittelt einen Einblick in das Leben im 18. Jahrhundert. Außerdem kann die Privatkapelle von Robinson besichtigt werden, die im Stile eines ionischen Tempels errichtet wurde.

Der nördliche Teil des ländlichen Armagh trägt übrigens den Beinamen „Irlands Obstgarten”. Seit grauer Vorzeit, als der Sage nach Prinzen zur Strafe in Apfelbäume verwandelt wurden, weil sie sich in die falsche Prinzessin verliebten, ist der Apfel das Wahrzeichen von Armagh. Davon zeugt übrigens auch ein Buntglasfenster in der katholischen St. Patrick’s Kathedrale. Dort ist der heilige Malachy mit Äpfeln abgebildet. Typisch für die Region sind auch die sonntäglichen Straßenbowling-Wettbewerbe, die vor den Stadttoren auf der B115 ausgetragen werden.

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