Arbeitgeber

In loser Reihenfolge einige Gedanken zum Thema “Arbeitgeber” … letztlich ist es ein sehr persönliches Ding, wo man sich wohlfühlt, welche Ansprüche man an den Arbeitgeber stellt und wie man mit dem Management auskommt. Einige Grundregeln sollte man jedoch kennen.

Call Center – Wachstumsbranche nach wie vor, sind Call Center das bevorzugte Habitat gerade des jungen Irlandauswanderers. Warum? Nun, man muss eigentlich nix können, es werden keine grossen geistigen Anforderungen gestellt und man kann sich einen lauen Tag machen.

Das ist totaler bullshit. Selbst im miesesten Call Center muss man reden können, besser noch “sinnvoll und zielgerecht kommunizieren”, sehr stressresistent sein und vor allem nicht nur wach, sondern auch einigermassen “helle”. Auf wen das alles zutrifft, der kann sich im Call Center wiederfinden. Auf wen Teile nicht zutreffen, der wird im Call Center niemals ganz zufrieden sein können. Und auf wen nichts zutrifft, der sollte sich von Call Centern allenfalls anrufen lassen, aber niemals dort arbeiten.

Die Atmosphäre im normalen Call Center ist allerdings geprägt von der nicht immer glücklichen Wahl der Mitarbeiter – viele Menschen ohne jede Erfahrung im Call Center, manche ohne jeden Draht zur Materie des Centers (vor allem bei sogenannten “Technische Call Centers”), einige ohne rechten Plan für das eigene Leben. Die Leute, die sich für ein Call Center langfristig entschieden haben, weil sie eben diesen Markt als Zukunftsmarkt erkannt haben, sind in der Unterzahl.

Ebenfalls in der Unterzahl sind Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen … das Call Center ist für die meisten Aktivisten “mal ausprobieren” oder eben ein Sabbatjahr. Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter dürfte um die 25 liegen. Insgesamt sollte das Call Center mit seinem hohen Personaldurchsatz, seinem oft untermotivierten und dazu noch oft aus verschiedenen Gründen häufig abwesenden Personal und, leider, oft auch rein statistik-getriebenen Management ein Arbeitsplatz für den kurzfristigen Aufenthalt sein. Oder, wie schon gesagt, für den stressresistenten Menschen … technisch interessiertes Personal zieht es ohnehin schnell in den

Technical Support – Verwechsle bitte nicht Technical Support mit einem “Technischen Call Center”, technical support im eigentlichen Sinne beginnt nämlich erst hinter der Telefonfassade. Der normale Agent in einem “technischen Call Center” wir auf einen ganz enge Palette von Fehlern und Geräten trainiert und muss sich dann durchschlagen. Richtig Schraubenzieher (oder remote access Programme) bekommt man da nicht in die Hand.

Wichtig, wenn man eine technische Position anstrebt, sind ganz bestimmte Fragen im Interview – vor allem nach der genauen Struktur des Arbeitstages. Wenn das mit “Sie beantworten Calls von Kunden” beginnt, ist Call Center richtiger als Technical Support.

Die meisten echten Technical Support Positionen gibt es im Escalated Support (hinter den Call Center Agents, bekannt unter anderem als 1st Line, Escalated Support, 2nd Line … also nicht ganz klar definiert!), die meisten dieser Positionen werden aus Reihen der “frontline” gefüllt (was auch vernünftig ist). Wer mindesten sechs Monate Arbeit in einem Technische Call Center in Irland aufweisen kann, hat intern und extern gute Chancen … wenn er auch was für die Fortbildung getan hat. In den Netzwerksupport einzusteigen nach Erfahrungen im Inkjet-Bereich ist allerdings eher unwahrscheinlich, meist bleibt man in einer Schiene.

Financial Services – Viele Positionen im Bereich “Finanzdienstleistung” gibt es in Grossfirmen wie auch bei reinen Service Providern, vor allem in und um Dublin. Diese Tätigkeiten schweben irgendwo zwischen Call Center und Buchhaltung je nach konkretem Arbeitsplatz, sind aber vor allem vom Umgang mit Problemkunden geprägt (Accounts Payable, Credit Control).

Einen Sinn für Zahlen und finanzielle Zusammenhänge solte man unbedingt haben, auch ein Talent, über lange Strecken konzentriert an einem (finanziellen) Problem zu arbeiten. Wer Zahlen hasst oder “viel Abwechslung” braucht, ist hier eher falsch. Und noch etwas … Dinge wie “dress code” werden im Bereich Financial Services ernster genommen als anderswo …

Gastronomie und Hotel – Hier ist der Tummelplatz der Saisonarbeiter, vor allem aus Südeuropa, man tritt in Konkurrenz zu wahren Horden von Mitmenschen, die alle dieselbe Qualifikation haben und zudem meist zur Arbeit am Rande des Mindestlohns bereit sind. Manche Betriebe machen Ausbeutung dabei zu einer wahren Kunstform, vor allem was Extrazeiten und ähnliches angeht. Wer Erfahrung in diesem Bereich hat, sollte sich ruhig Angebote einholen … allen anderen Menschen kann man nur raten, sich nicht ein zu leichtes Leben hier vorzustellen.

Handwerk – Da es in Irland keine Handwerksstruktur wie in Deutschland gibt, ist der Markt offen. Gerade “auf’m Bau” dominiert der ungelernte Handlanger in Positionen vom Steinschlepper bis zum Bauleiter (und manchmal, scheint es jedenfalls, auch als Architekt). Es gibt zwar für Irland recht beachtliche Löhne (weniger als in Deutschland, aber immerhin), aber einige gravierende Nachteile: Kein Schlechtwettergeld (geht über die allgemeine Stütze) und vor allem so schlechte Sicherheitsvorkehrungen, dass sogar die Bauarbeiter selbst dagegen protestieren.

Wo ein höllischer Markt sein kann, ist im Bereich “Instandsetzung” und “Renovierung”, auch “fachgerechte Installation”. Die Iren sind Minibetriebe (ein Ford Transit, ein Handy, ein Mitarbeiter/Inhaber) gewohnt, so dass für den abenteuerlustigen Handwerker durchaus Chancen da sind.

Zeitarbeit – Eine Chance gerade für den Kurzzeitbesucher oder den Unentschlossenen … und oftmals der Einstieg in eine Festanstellung. Die meisten Zeitarbeitsfirmen sind gleichzeitig Recruitment Agencies, man kann hier also schon mal die oft gefragte Flexibilität beweisen und sich einen guten Namen machen!

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