Will ich wirklich auswandern?

Ach wie trüb ist mein Sinn, wenn ich in der Fremde bin! Max von Schenkendorf (1783-1817)

“Ich gehe nach Irland!” Was heisst das eigentlich genau? Wandere ich aus oder mache ich dort nur einen Arbeitsaufenthalt? Und bin ich mir dieses Unterschiedes bewusst? Die meisten Menschen, die nach Irland kommen, haben ein recht verworrenes Bild, meist geprägt von Urlaubseindrücken, Arbeitgeberbroschüren, Mundpropaganda … und sie stolpern auch dementsprechend mehr oder minder verwirrt die erste Zeit durch das irische Leben. Das ist Realität.

Spätestens nach einer Äusserung, so sie denn in den ersten Tagen gemacht wird, werden sie jedoch spöttische oder zumindest kritische Blicke von Kollegen wie Vorgesetzten ernten: “Ich werde für immer in Irland bleiben!” Das ist Realitätsverlust.

Abgesehen davon, dass so eine Aussage insgesamt zu absolut ist (Für immer? Was, ausser seiner perönlichen Moral, kann man heute schon “für immer” garantieren?) – aus meiner Erfahrung heraus sind die entschiedenen Vertreter dieser Meinung in weitaus mehr als der Hälfte aller Fälle binnen sechs Monaten zurückgegangen, einige binnen zwei Wochen.

Warum? Weil sie keine Ahnung vom Leben in Irland hatten und auch keine Bindung ausser einem Arbeitsvertrag. Also geht es nach den ersten “Ohrfeigen, die das Leben gibt”, von Wohnungssuche bis hin zu Lebenshaltungskosten, ab auf die nächste Fähre in Richtung Heimat …

Jeder Auswanderungswillige sollte sich selbst ins Gebet nehmen und fragen: “Will ich emigrieren oder nur Auslandserfahrung sammeln?”

Beides sind durchaus gute Gründe, nach Irland zu gehen. Die Unterscheidung kann jedoch über den Erfolg der Aktion entscheiden! Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten der Antwort: “ Ich will einige Auslandserfahrung sammeln und für einen bestimmten Zeitraum in Irland bleiben. “ Ich möchte in Irland leben, bin mir aber noch nicht ganz sicher, für wie lange. “ Ich will mein Leben in Irland leben, in guten wie in schlechten Tagen …

Antwort Drei klingt wie ein Eheversprechen und sollte daher auch nur gegeben werden, wenn man schon einige Erfahrung gesammelt hat. Wesentlich realistischer für die meisten Menschen dürften die Antworten Eins und Zwei sein.

Die wohl meisten jüngeren Arbeitnehmer in Irland sollten die Antwort Eins als realistisch ansehen – es geht Ihnen um Auslandserfahrung, um die Verbesserung der Sprachkenntnisse, um einen etwas interessanteren Lebenslauf und, oft ist auch das ein Grund, das “erste Mal auf eigenen Füssen”. Gewissermassen eine Aus-Zeit vom “normalen Karrierepfad”. Dafür ist Irland ein ideales Feld – und viele Arbeitgeber bieten auch massgeschneiderte Verträge gerade für diese Menschen an. Übrigens wird man mit Zeitvertrag nicht wie ein Arbeitnehmer 2. Klasse behandelt – im Gegenteil: Da man etwa die Nachfolgeplanung für den Manager vereinfacht, ist man oft “beliebter” als ein ewig hin- und herschwankender Arbeitnehmer mit Dauervertrag!

Antwort Zwei unterscheidet sich nur dadurch, dass man sich selbst nicht auf einen Zeitrahmen beschränkt – und das ist gerade am Anfang realistisch, wenn man mit dem Gedanken der permanenten Auswanderung liebäugelt. Diese Entscheidung sollte man erst, wie schon gesagt, nach einigen Erfahrungen treffen. Wenn man “das Leben” in Irland kennt … und damit umgehen kann.

Eine endgültige Entscheidung sollte man immer erst treffen, nachdem man alles mehrfach überschlafen hat … und man etwas Erfahrung als Ausländer gewonnen hat.

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