Erste Schritte in Irland

Als gutere Deutscher geht man natürlich zuerst zur Meldebehörde. In Irland heisst das, man geht auf Suche. Und stellt fest: Es gibt keine Meldebehörde! Als EU-Bürger kann man sich vollkommen frei in Irland bewegen, braucht sich nicht polizeilich anzumelden und kann auch keinen "Personalausweis" oder eine "Meldebescheinigung" bekommen.

Wer aus irgendeinem Grund so etwas braucht, kann sich auf der Deutschen Botschaft seinen in den Pass eingetragenen Wohnort ändern lassen. Das kann unter anderem an Flughäfen Fragen ersparen, etwa warum man denn als Deutscher ab Dublin in die USA einreisen will?

OK – bist Du nun aber in Dublin, brauchst Du erstmal ein Dach über dem Kopf.

Viele Arbeitgeber zahlen in den ersten Tagen Unterkunft im Bed & Breakfast, aber spätestens nach 14 Tagen ist damit in aller Regel Schluss und man muss selbst für sich sorgen.

Die gängige Wohnungsart in Irland ist “housesharing” – was man bitte nicht mit der “Studenten-WG” verwechseln sollte, da es auch von durchaus konservativen und etablierten Berufstätigen praktiziert wird. Man mietet sich ein Haus (seltener ein Apartment) mit drei bis vier “bedrooms”, setzt dann dementsprechend die Zahl der Mitbewohner an und teilt sich Küche und Bad. Und da beginnen die Probleme schon, denn die Hygienevorstellungen können sich dramatisch unterscheiden, ebenso die Auffassung von Nachtruhe, Musikgeschmack, Fernsehprogramm … man kennt das!

Also: Der beste Tip ist, erstmal etwas “auf Zeit” zu suchen, sich zu etablieren, zu orientieren und dann später nach dem “Traumhaus” zu suchen. Jede Vorstellung, man könnte binnen einer Woche das “schnuckelige Cottage in Nähe des Arbeitsplatzes für wenig Geld und neu renoviert” finden … diese Vorstellung bitte gleich in das Reich der Fantasie verbannen.

Wo sollte man nun suchen?

Technisch am besten in den aktuellen Ausgaben des “Evening Herald” oder in den Webseiten von www.daft.ie, www.myhome.ie, www.ascotfirst.com oder www.sherryfitz.ie, um nur ein paar zu nennen.

Geographisch am besten in der relativen Nähe zum Arbeitsplatz … alles, was binnen einer Stunde zu Fuss erreichbar ist, ist einigermassen günstig. Realistischerweise ist der Nahverkehr in Irland nämlich einige Jahre hinter dem Rest Europas hinterher und weder zuverlässig noch ausserhalb der “nine-to-five” Arbeitsmentalität besonders eng geplant. Einen Arbeitsplatz vor acht Uhr morgens zu erreichen ist meistens schon sehr schwierig. Benutzt man Fahrrad oder eigenes Auto, kann man natärlich anders planen …

Parallel zur Wohnungssuche muss die Anmeldung bei den Steuer- und Sozialversicherungsbehörden erfolgen – alle nötigen Informationen hierzu findet der Immigrant bei www.revenue.ie oder www.oasis.gov.ie (Achtung: Alle Behörden “funktionieren” nur auf Englisch oder Gälisch! Hilfe etwa in Deutsch ist in der Regel nicht erhältlich!).

Strom und Gas haben die meisten Häuser durch das “sharing” schon, sonst muss man sich bei www.esb.ie und www.bordgais.ie schnell darum kümmern, Telefone bekommt man über www.eircom.ie … und Kabelfernsehen (wenn es denn angeboten wird) über www.ntl.ie

Und dann kommt der Spass mit dem Bankkonto – zur Eröffnung eines solchen verlangt die Bank einen Lichtbildausweis und (tataaaaa) einen Wohnortsnachweis. Letzterer besteht in bester irischer Tradition aus einer Rechnung der Gaswerke, der Elektrizitätswerke, der Telefongesellschaft oder aus einem Schreiben einer Behörde. Nun hat man kaum eines der ersten drei, wenn man als Untermieter irgendwo einzieht – also klappt es meist nur über Firmensponsoring bei der “Hausbank” oder eben, wenn das Schreiben von der Steuer da ist. Was etwas länger dauern kann. Deswegen – gleich um diese Dinge kümmern, nicht erst, wenn der Gehaltsscheck kommt (… eine Überweisung ist ja nicht möglich und bar … da lachen die Hühner!).

Übrigens geben sich die Banken in Irland nicht viel, deswegen sollte man bei der erstbesten (regional nahe oder vom Arbeitgeber gesponsorten) einsteigen und erst später an Wechsel denken. Ein besonderes Thema sind Kreditkarten … als “Neubankkunde” in Irland bekommt man schlichtweg keine! Die Wartezeit beträgt in der Regel mindestens ein Jahr … ergo: Die Kreditkarte von Daheim behalten, wenn irgend möglich.

So, nun steht man also in der eigenen Wohnung (… OK, der ersten Bleibe) und der Magen knurrt. Schnell geht man zum Spar um die Ecke (oder zu Centra oder Londis) und … das Herz bleibt stehen. Wenn man in Deutschland von “Apothekenpreisen” oder “Tankstellenpreisen” spricht, dann ist das meist günstig im Vergleich zum Laden um die Ecke in Irland!

Diese sollte man nur für “Vergessenes”, “Frisches” (Milch, Brötchen am Morgen) oder “Notfälle” benutzen. Wer dort seinen täglichen Einkauf macht, hat einen Goldesel im Garten … es lohnt sich tatsächlich eher, zu einem der grossen Läden (Tesco, Dunnes Store, Roches, Superquinn, Aldi oder Lidl) zu pilgern, voll einzukaufen und dann ein Taxi nach Hause zu nehmen. Nur einmal ein Vergleich – ein Toastbrot kostet bei Lidl € 0.42, bei Tesco € 0.41, bei Spar € 1.79, und es sind gerade die Dinge des “täglichen Bedarfs”, bei denen die Betreiber hemmungslos zuschlagen!

Folgendes könnte Sie auch interessieren: