Meine persönlichen Voraussetzungen

Eine Frage, die Du Dir auch stellen solltest, ist diese: “Welche persönlichen Voraussetzungen bringe ich generell mit?”

Genau von diese persönlichen Voraussetzungen nämlich hängen oft Erfolg oder Misserfolg der Auswanderung mehr ab als von äusseren Faktoren wie Arbeitgeber, Gehalt oder sogar Standort.

Vor allem sieben Faktoren stellen sich immer wieder als wichtig heraus: – Ausbildung – Berufserfahrung – Sprache – Familie – Gesundheit – Stressresistenz – Isolation

Ausbildung – Die Frage muss gestellt werden: Hast Du eine Ausbildung oder ein Studium? Es geht hier gar nicht um das Thema, was Inhalt dieser Ausbildung oder Studiums war, sondern um das “Durchhalten” an sich. Gib Dir je nach Deiner individuellen Lage zwei Punkte, wenn Du eine Ausbildung oder ein Studium abgeschlossen hast; einen Punkt, wenn Du ohne Abschluss, aber erst nach etwa der Hälfte der Ausbildungszeit (Studium: nach erfolgreichem Grundstudium) abgebrochen hast; keinen Punkt, wenn Du darunter lagst.

Berufserfahrung – Auch hier geht es um Berufserfahrung generell, egal ob im “erlernten Beruf” oder als akademisch geweihter Pizzabeleger. Ausbildungszeiten und Studienzeiten zählen nicht dazu, ebenso wenig “Ferienjobs”. Die Punkte hier: Null für “keine Berufserfahrung”, ein Punkt für weniger als zwei Jahre Berufserfahrung, zwei Punkte bei mehr als zwei Jahren.

Sprachkenntnisse – Jeder, der in einem fremden Land arbeiten will, sollte die Landessprache einigermassen beherrschen … vor allem, damit Du es etwas einfacher hast. Hier gibt es wieder Punkte: Null für keine oder “gerade mal die Basis” Kenntnisse, einen Punkt für “Schulenglisch”, zwei Punkte für eine einigermassen sichere Beherrschung der Sprache.

Familie – Ausser Du willst den Totalaussteiger machen, solltest Du an Deine Familie denken, mit ihnen sprechen, sie schonend vorbereiten, Rat einholen … wie bei jeder wichtigen und planbaren Entscheidung im Leben. Für unsere Übung hier entscheidend ist jedoch die Familienstruktur selbst, nach der Du Dir wieder Punkte gibst. Gib Dir vier Punkte, wenn Du keine unmittelbare Familie hast – das heisst, Du lebst in keiner ständigen, festen Beziehung, hast keine abhängigen Familienangehörigen und bist so weit von Deinen Eltern abgenabelt, dass Du alleine leben kannst. Gib Dir nur zwei Punkte, wenn Du in einer festen Beziehung stehst (und sprich mit dieser Beziehungsperson so früh wie möglich!). Wenn Du von Dir abhängige Familienangehörige (Kinder, zu pflegende Angehörige) hast, gib Dir bitte keinen Punkt.

Gesundheit – Ich gehe davon aus, dass Du keine Dauerkrankheit, kein Versorgungsleiden und keine schwere Behinderung hast und spreche von Deiner generellen Gesundheit in den letzten drei Jahren. Schau’ bitte mal zurück, wie oft und aus welchen Gründen Du während dieser 36 Monate krank, also abwesend von Arbeit, Schule oder Studium warst. Streiche alle die Tage, die als Unfallfolgen nötig waren. Und dann gibt Dir zwei Punkte, wenn Du im Jahresdurchschnitt weniger als fünf Tage gefehlt hast, einen Punkt, wenn es zwischen sechs und zwölf Tagen waren. Warst Du länger als zwölf Tage pro Jahr krankheitsbedingt abwesend … null Punkte.

Stressresistenz – Wie reagierst Du auf Stress? Hey, dies ist hier kein Interview, Du kannst ehrlich sein! Null Punkte, wenn Du Stress nicht abkannst … zwei Punkte, wenn Du Dich “ab und an” gestresst fühlst … vier Punkte, wenn Du schon in Stressjobs gearbeitet hast und selbst dann die Übersicht und Ruhe behalten hast.

Isolation – “Wie reagierst Du auf soziale Isolation?” ist die letzte Frage und auch hier solltest Du ehrlich sein: Hast Du Dir schon einmal einen komplett neuen sozialen Umkreis schaffen muessen, etwa nach einem Umzug? Oder brauchst Du nur ein minimales soziales Umfeld, weil Du eh ein Eigenbrötler bist? Oder findest Du etwa über Hobbies schnell überall Anschluss? Wie sieht Deine eigene Einschätzung aus? “Kein Problem” gibt zwei Punkte, “gemischte Gefühle” einen Punkt und “Oh Gott!” oder eben keine Erfahrung wiederum null Punkte.

So … jetzt geht es ans Zusammenrechnen, irgendein Ergebnis zwischen null und achtzehn sollte herauskommen. Und dann lies bitte die folgenden Kommentare:

0-4 – Bitte vergiss Deinen Plan, auszuwandern! Du wirst nicht glücklich werden, im Gegenteil, Du wirst Zeit, Energie und Nerven verschwenden und hinterher nur noch unglücklicher als jetzt sein.

5-9 – Das Risiko, das Du eingehen willst, ist hoch! Die Chancen zum Erfolg sind für Dich einigermassen in der Balance, wenn Du bereit bist, viel Geduld zu zeigen und auch viel Stress auf Dich zu nehmen. Wenn Du sowohl bei “Familie” wie auch bei “Stressresistenz” volle Punktzahl erreicht hast und wirklich bereit bist, die Risiken einer Auswanderung zu tragen, dann los! In allen anderen Fällen würde ich raten, diese Übung in etwa einer Woche noch einmal ehrlich zu wiederholen und dann das Ergebnis zu vergleichen.

10-14 – Du bist fast der Idealkandidat für eine erfolgreiche Auswanderung und,bei entsprechender fachlicher Eignung, auch für viele Arbeitgeber. Abzuraten von einer Auswanderung wäre nur in den Fällen, wo abhängige Familienangehörige zu null Punkten geführt haben und zusätzlich bei Stressresistenz, Gesundheit oder Berufserfahrung nicht die Höchstpunktzahl erreicht wurde.

15-18 – Worauf wartest Du eigentlich …?

Ich hoffe, Du bist jetzt einen Schritt weiter … wenn Du mich jetzt auf Grund meiner “brutalen Punktewirtschaft” hasst, so sei es. Aber vertrau mir: Im Interview werden Dir ähnliche Fragen gestellt werden. Einzig die Frage nach der Familie darf nicht gestellt werden (das sagt das irische Gesetz gegen Diskrimination). Und gerade diese eine “verbotene” Frage beantworten die meisten Leute von sich aus.

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