Die deutsche Rolle im Osteraufstand

Auch wenn es in manchen romantisierenden Darstellungen anders aussehen mag - das Deutsche Reich hatte weder besondere Sympathien für noch ein besonderes Interesse an den Iren oder ihrem Streben nach Unabhängigkeit.

Jede pro-irische Aktion der Deutschen geschah aus reinstartegischem Kalkül, nämlich um dem britischen Empire ein Problem im eigenen Hinterhof zu schaffen. Ähnliche Ränke schmiedete man in Polen gegen die Russen und in Mexiko gegen die USA. Treu dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.

In die Legende ein ging der Waffenschmuggel mit der “Asgard” des Erskine Childers, der den Irish Volunteers deutsche Gewehre und Munition brachte. Oftmals als eindeutiger Beweis für die deutsche Sympathie gewertet, war dies nur ein weiterer deutscher Versuch, Grossbritanniens Hinterland zu destabilisieren.

Gegen Geld und gute Worte hatte Berlin nämlich auch die UVF mit Gewehren versorgt. Und das ungleich enthuisiastischer: 35.000 Gewehre wurden in Larne für die Loyalisten angelandet, 1.500 in Howth für die Republikaner.

In Killarney soll ein Deutscher als Hotelmanager gearbeitet haben, gleichzeitig aber auch Kopf oder zumindest kontaktpunkt einer gemeinsamen Verschwörung der IRB und des deutschen Geheimdienstes gewesen sein. Dieser wurde sogar bei Kriegsbeginn verhaftet, dann aber mangels Beweisen wieder auf freien Fuss gesetzt. Was auf einen sehr cleveren Geheimdienstler schliessen lässt – oder (wahrscheinlicher) auf ein Latrinengerücht.

Casements “Irische Brigade”, die zunächst an der Seite der Türken kämpfen sollte, war ein “non-starter” par excellence. Nach seinen Rekrutierungsreden vor Kriegsgefangenen bekam Casement in der Regel nicht nur böse Worte an den Kopf geworfen. Nur eine Handvoll Iren erklärte sich zum Dienst bereit und zeitgenössische Fotos lassen darauf schliessen, dass einige von ihnen eigentlich noch Kinder waren.

Die Aktionen des U19 und der “Aud” waren die effektivste Unterstützung, die Deutschland den Rebellen zukommen liess. Dass die Landung der Waffen wegen der heillosen Verwirrung vor Ort nie zustande kam ist eine andere Sache. Der von See geführte Angriff auf Lowestoft und Yarmouth dagegen war (wenn er überhaupt im konkreten Zusammenhang mit der irischen Rebellion stand) eher propagandistischer Natur.

Eine fast skurrile Fussnote lässt sich hier noch einflechten: Kommandant der U19 war Kapitänleutnant Wiesbach, der die irischen Gewässer gut kannte. Er wardort schon im Mai 1915 erfolgreich gefahren, damals auf der U20, und hatte beim Old Head of Kinsale die “Lusitania” versenkt!

Und dann gibt es da noch eine schattige, nicht genau zu belegende Figur: Der Sprengmeister im GPO! Britische Gefangene berichteten, dass sich unter den Besatzern des General Post Office auch ein Experte für Sprengstoffe befand, der sich als Berufsrevolutionär darstellte und angeblich direkt aus Berlin kam. Von ihm wissen wir leider nichts weiteres …

Deutschlands Unterstützung für Irlands Rebellen war vorhanden – aber nicht uneigennützig gedacht und vor allem nicht massiv genug, um effektiv zu sein.

Die beste Zusammenfassung der deutschen Haltung hatte wohl Casements Verbindungsoffizier formuliert. Hauptmann Nadolny sagte dem Iren offen ins Gesicht, dass Deutschlands Interesse an Irland eigentlich nur in der Gelegenheit begründet sei, den Briten Probleme zu bereiten.

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