Geschichte im Überblick

Unser Überblick über knapp zehntausend Jahre irischer Geschichte kann natürlich nur die "Highlights" aufgreifen - und endet mit dem historischen Karfreitagsabkommen.

Dieser Einschnitt wurde gewählt, da die Ereignisse seit 1998 im Internet detailliert dokumentiert sind - unter anderem in den zahlreichen Zeitungsarchiven, die frei zugängig sind.

Etwa 7500 v.Chr. Erste menschliche Besiedlung Irlands durch Jäger und Sammler, wahrscheinlich vor allem von Schottland her. Irland und Grossbritannien waren damals noch durch drei grosse Landbrücken (eine sehr breite im Gebiet des heutigen Antrim sowie zwei im heutigen Bereich Dublin beziehungsweise Wicklow) verbunden.

Etwa 6000 v.Chr. Die Hüttensiedlung bei Mount Sandel (Co. Derry) entsteht, die älteste bekannte Siedlung Europas. Irland selbst ist noch fast komplett von dichten Wäldern bedeckt, der Nahrungserwerb erfolgt weiter durch das bewährte Jagen und Sammeln.

Etwa 3500 v.Chr. Die ersten Steinzeitbauern siedeln in Irland und beginnen mit der Rodung der Wälder, um Getreide zu pflanzen.

Etwa 2500 v.Chr. Bau des Ganggrabes von Newgrange.

Etwa 2050 v.Chr. Die ersten “Becherleute” (“beaker people”) tauchen in Irland auf, mit ihnen beginnt das Bronzezeitalter. Die Identifizierung dieser kulturellen Gruppe erfolgt lediglich durch ihre charakteristische Töpferware.

Etwa 1500 v.Chr. Irische Metallverarbeitung, vor allen Goldschmiedekunst, entwickelt sich rapide zu hohem Niveau.

Etwa 600 v.Chr. Erste Siedlungen der von (oder über) Grossbritannien endringenden Kelten.

Etwa 500 v.Chr. Zwischen den in Irland ansässigen Stämmen beginnen Kämpfe um den Titel des Ard Rí, des Hochkönigs. Es entwickelt sich eine über den lokalen (und noch “familiär” zu nennenden) Bereich hinausgehende Gesellschaftsordnung.

Etwa 250 v.Chr. Eine zweite Welle von keltischen Einwanderern trifft in Irland ein. Sie stehen der La-Téne-Kultur nahe, die wiederum an ihren typischen Töpferwaren identifiziert wird.

Um 80 n.Chr. Der römische General Agricola erwägt eine Invasion Irlands von Britannien aus, der Plan wird verworfen. Es bestehen jedoch durchaus Kontakte Irlands zur römischen Welt und eventuell einige winzige Ansiedlungen.

Um 150 Der griechische Philosoph Ptolomäus zeichnet eine Karte Irlands und fügt eine Inselbeschreibung bei.

367 Iren beginnen mit Raubzügen auf dem Gebiet des römisch geprägten Britannien.

Video: Die Grüne Insel Eine Zeitreise nach Irland

430/431 Palladius wird als Gesandter des Papstes Celestin I. nach Irland geschickt. Seine genaue Mission und ihr Erfolg liegen im Dunkeln (Patricks Anhänger behaupten später zumindest, es sei ein Misserfolg gewesen). Palladius ist dem Titel nach Bischof aller Christen in Irland.

Etwa 432 Der Brite Patrick beginnt mit seiner Missionierung der Iren. Er (und später seine Anhängerschaft) stilisiert sich zum alleinigen Irlandmissionar hoch, obwohl bereits vor seiner Zeit christliche Gemeinden bestanden haben. Patrick selbst hinterlässt lediglich eine Rechtfertigung seiner Missionarsarbeit (die “Confessio”) und einen Brief als Dokumente, auch erhellende zeitgenössische Schriften über ihn sind nicht bekannt.

433/434 Prosper von Aquitanien spricht Papst Celestine I. das Verdienst der Christianisierung Irlands zu.

455 Gründung der Kirche von Armagh durch Patrick.

550 Die typisch irischen Klöster etablieren sich als führende kirchliche Einrichtungen. Nicht nur ihre Tonsur unterscheidet sie von der römischen Kirche, auch in Glaubensfragen gibt es gewichtige Unterschiede. Die Blütezeit der irischen Klöster geht ab 650 langsam zu Ende.

563 Colmcille (Columba), der erste irische Missionar, beginnt seine Klostergründungen auf den schottischen Inseln. Iona wird ein Zentrum seiner Aktivität im Auftrag des Herrn.

615 Colmán (Columbanus) stirbt in Italien, zuvor hatte er seit etwa 590 zahlreiche Klöster in Europa gründen können.

664 Die Synode von Whitby bringt die irische Kirche in Konformität mit der römischen Kirche, beginnend mit dem “korrekten” Datum der Osterfeiern. Die religiöse Eigenständigkeit der Iren schwindet zusehends.

Um 685 Die Kleriker Tírechán und Muirchú veröffentlichen Lebensbeschreibungen Patricks und zementieren viele Legenden um den Nationalheiligen. Die Mehrzahl der heute über Patrick bekannten “Fakten” stammen aus diesen, lange nach seinem Tod niedergeschriebenen Werken.

Etwa 690 Das “Book of Durrow” (heute im Trinity College, Dublin) wird fertiggestellt. Irische Buchmalerei gehört zu den führenden Kunstformen in Europa.

795 Erste Wikingerüberfälle auf Klöster und Dörfer in Küstenbereichen. Irland wird als Land für Geschäftsreisen und (später) Siedlungen für die Nordmänner interessant.

807 Für das Kloster von Kells ist die Baugenehmigung erteilt und man beginnt sofort mit den Arbeiten …

836 Wikinger machen erste Raubzüge tief in das irische Hinterland.

837 Wikingerflotten befahren den Boyne und den Liffey.

840/841 Eine Wikingerflotte überwintert auf dem Lough Neagh.

841/842 Eine grössere Flotte von Wikingerschiffen nutzt Dublin als Winterquartier.

842 Erste Allianzen zwischen irischen Königen und den Wikingern. Eine irische Wikingerherrschaft wird sukzessive durch die Invasoren aufgebaut. Irland und besonders Dublin werden von Wikingerkolonien besiedelt.

866 Vernichtung der Wikingerbasen an der Nordküste durch irische Krieger.

914 Mit der Landung einer massiven Flotte in Waterford beginnt die zweite Phase der Kolonialisierung durch die Wikinger.

Um 950 Die Wikingersituation stagniert, es herrscht ein unsicherer Frieden zwischen den Nordmännern und den Iren.

967 Irische Krieger plündern Limerick und beginnen einen Feldzug gegen die Wikinger.

975 Brian Boru wird König von Munster.

999 Brian Boru schlägt eine Armee von verbündeten Wikingern und Iren. Sitric Seidenbart, König von Dublin, ergibt sich Brian Boru.

1002 Brian Boru regiert bis zu seinem Tod als Hochkönig. Nach einer Spende von zwanzig Unzen Gold an die Kirche führt ihn diese als Alleinherrscher des Landes (“imperator”) in ihren Annalen.

1014 Brian Boru vernichtet eine kombinierte Armee des Königs von Leinster und der Wikinger bei Clontarf, stirbt jedoch selbst dabei.

1134 Errichtung von Cormacs Kapelle in Cashel.

1142 Gründung des ersten irischen Zisterzienserklosters in Mellifont. Die römisch geprägten Mönchsorden beginnen, das mittlerweile auch ziemlich verlotterte irische Klosterleben abzulösen.

1166 Dermot McMurrough, König von Leinster, flieht vor seinen Widersachern ins Ausland.

1169 Als Söldner im Dienst Dermot McMurroughs und unter Oberbefehl von Richard “Strongbow” de Clare landet eine anglo-normannische Armee in Irland.

1170 Strongbow heiratet Dermots Tochter Aoife und wird somit de facto Thronerbe.

1171 Dermot stirbt und Strongbow wird König von Leinster. Sein Lehnsherr Henry II. von England kommt nach Irland und ernennt sich, die Situation geschickt ausnutzend, prompt auch zum Lehnsherrn Irlands. Alle Bischöfe und die meisten irischen Könige schliessen sich der Meinung des neuen Herrschers an.

1172 Der Papst bestätigt Henrys beanspruchte Lehnsherrschaft über die Iren, worauf der englische König wieder das Land verlässt.

1175 Der irische Hochkönig Rory O’Connor erkennt im Vertrag von Windsor an, die nicht von den Anglo-Normannen besetzten Gebiete als Vasall des englischen Königs zu regieren.

1177 Unter John de Courcy beginnen die Anglo-Normannen mit der Eroberung Ulsters. Johann Ohneland (der Prince John aus allen Robin-Hood-Filmen) wird als Regent Irlands eingesetzt.

1185 John besucht Irland, die Eroberung von Ländereien in Limerick beginnt.

Um 1200 Erste, “klassische” Blüte der irischen Literatur (bis etwa 1600).

1210 John, jetzt “King John to you, peasant!”, besucht einmal mehr Irland, beschlagnahmt schlichtweg Ulster und Limerick im Namen der Krone und erntet gleichzeitig eine erneute Unterwerfung der irischen Könige.

1224 Der Orden der Dominikaner errichtet erste Klöster in Irland.

1235 Mit der Unterwerfung Connachts durch Richard de Burgh beginnt die (nicht immer) planmässige Eroberung territorialer Sahnestückchen durch die anglo-normannische Ritterschaft.

1297 Das erste irische Parlament tritt in Dublin zusammen.

1315 Eine schottische Armee dringt in Irland ein und Edward Bruce lässt sich zum König krönen.

1318 Edward Bruce fällt in der Schlacht bei Faughart, womit auch das irische Abenteuer der Schotten weitgehend endet.

Um 1330 Kämpfe zwischen allen Fraktionen, Meuchelmorde und ein absolutes Fehlen einer Zentralgewalt lassen die englische Kontrolle Irlands langsam, aber sicher in die Brüche gehen.

1348 Der “Schwarze Tod” wütet in Irland, binnen nur drei Jahren stirbt etwa ein Drittel der Bevölkerung an der Seuche. In weiten Teilen des Landes herrscht Anarchie.

1361 Ein englisches Heer unter Prinz Lionel, Herzog von Ulster, setzt nach Irland über und beginnt mit der Neu-Festigung der bröckelnden Herrschaftsstrukturen.

1366 “Statutes of Kilkenny”, diese Gesetze verbieten unter anderem die Hochzeit zwischen Anglo-Normannen/Engländern und Iren (… die Ironie ist, dass ohne eine solche Heirat erst die anglo-normannische Herrschaft ermöglichte!) und die Verwendung der irischen Sprache durch die Kolonisten. Eine Art Apartheitsystem soll bewusst verhindern, dass sich die englische Führungsschicht allzu irisch fühlen kann.

1394 Richard II. von England landet mit einer Armee in Irland, um seine Autorität zu stärken, was ihm jedoch nicht voll gelingt. Dennoch unterwerfen sich die irischen und auch die rebellierenden englischen Herrscher seinem Befehl. Erstmal.

1399 Richard II. landet wieder in Irland und unterwirft die örtlichen Herrscher erneut (erstmal).

1414-1447 Anhaltende und teilweise blutige Streitereien zwischen den Herzögen von Ormond (Butler) und Shrewsbury (Talbot) um die Kontrolle der königlich-englischen Regentschaft in Irland.

1481 Gerald Fitzgerald, 8. Herzog von Kildare, wird zum Lord Deputy für Irland eingesetzt.

1487 Kildare krönt den Prätendenten Lambert Simnel als “Edward VI. von England” in Dublin, Simnel greift mit einer multinationalen Söldnerarmee England an und wird geschlagen. Er wird jedoch nicht hingerichtet und kommt als “Kuriosität” in Verwahrung.

1491 Kildare unterstützt einen weiteren Thronprätendenten, diesmal Perkin Warbeck, der sich als “Richard Duke of York” ausgibt.

1492 Kildare wird endlich entlassen (… während ein gewisser Columbus einen Seeweg westlich nach Indien findet, meint er zumindest).

1494 Der Kildare ablösende Lord Deputy Edward Poynings verbietet dem irischen Parlament, sich ohne Genehmigung des Königs zu versammeln oder gar Gesetze zu beschliessen und überträgt gleichzeitig alle bestehenden englischen Gesetze in das irische Recht.

1496 Kildare wird trotz seiner diversen Hochverrate wieder Lord Deputy.

1504 Nach Aufständen in Connacht wird Kildare durch den Sieg in der Schlacht von Knocktoe unumstrittener Herrscher Irlands (von Englands Gnaden).

1534 Thomas Fitzgerald, 10. Herzog von Kildare, rebelliert gegen den englischen König Heinrich VIII., ruft mit einiger Dramatik einen Kreuzzug aus und belagert Dublin. Da ihm die erhoffte materielle Hilfe der katholischen Mächte (vor allem des Papstes, des deutschen Kaisers Karl V. und James V. von Schottland) versagt blieb, ergibt sich “Silken Thomas” 1535 und wird 1537 als Hochverräter geköpft.

1536-1537 Das “Irische Reformationsparlament” tritt auf Geheiss Heinrichs VIII. zusammen.

1539 Auflösung der Klöster durch Heinrich VIII.

1541 Das irische Parlament erklärt den bisher reinen Lehnsherrn Heinrich VIII. zum König von Irland. Gleichzeitig wird aller Grundbesitz an Heinrich zurückgegeben, um dann aus der Hand des “Irischen Königs” neu empfangen zu werden (“surrender and re-grant”). Durch diesen formaljuristischen Akt erkennen die Grundbesitzer die neue Herrschaftsstruktur an.

1557 Erste Zwangsbesiedelungen durch die englische Krone … und zwar in Offaly und Laois durch die stockkatholische Mary I. (“Bloody Mary”). In Ulster wird die Politik des “surrender and re-grant” mit Waffengewalt durchgesetzt.

1560 Das zweite “Irische Reformationsparlament” wird von Elisabeth I. zusammengerufen und beschliesst die Übertragung der religiösen Reformen Englands auf Irland.

1570 Elisabeth I. wird exkommuniziert.

1579 Eine katholische Streitmacht unter FitzGerald und dem englischen Jesuiten Sanders landet bei Dingle, offene Rebellion der Desmonds gegen Elisabeth folgt auf dem Fusse.

1583 Desmonds Rebellion in Munster endet mit dem Tod des Herzogs.

1585 – Irland wird kartographisch erfasst und verwaltungstechnisch in 32 Counties aufgeteilt. Das Parlament verteilt die Landbesitze der Rebellen neu. Hugh O’Neill, Baron von Dungannon, profitiert heftig und wird Herzog von Tyrone. Beginn der Zwangsbesiedlung in Munster.

1588 – Reste der Spanischen Armada zerschellen an der irischen Westküste beim Versuch, wieder in die Heimathäfen zu gelangen.

1592 – Gründung des Trinity College in Dublin alles Hort protestantischer Gelehrsamkeit.

Um 1593 – Verschiedene Rebellionen in Ulster, bei denen der Herzog von Tyrone der Krone loyal bleibt.

1595 – Nachdem der Herzog von Tyrone auch Clanchef der O’Neills wird, entschliesst er sich doch spontan zur Rebellion, verbündet sich mit Hugh O’Donnell und wirbt um spanische (= katholische) Unterstützung.

1598 – An der “Gelben Furt” in Ulster werden die königstreuen Truppen von den Rebellen vernichtend geschlagen, auch Munster rebelliert.

1600 – Charles Blount, Baron Mountjoy, wird zum Gouverneur von Irland ernannt und macht sich gezielt daran, die Rebellion in Ulster zu unterdrücken.

1601 – Landung spanischer Truppen in Kinsale, die jedoch zusammen mit den Rebellen noch in Kinsale von Regierungstruppen vernichtend geschlagen werden.

1603 – Der Vertrag von Mellifont beendet den Krieg des Earl of Tyrone mit der Krone. Ehemalige Rebellenführer werden in ihrem Herrschaftsbereich kaum eingeschränkt, während ihre Demontage jedoch (wie zu erwarten) hinter verschlossenen Türen geplant wird.

1607 – Die Führer der irischen Opposition (vor allem Tyrone und Tyrconnell) fliehen nach Europa (“The Flight of Earls”) und machen so den Weg frei für die Zwangsbesiedlung Ulsters (formell beschlossen 1608 nach erneuter Rebellion unter Cahir O’Doherty). Grund für die Flucht war eine formaljuristische Zerschlagung ihrer Macht- und Herrschaftsbasis sowie die Angst vor drohender Inhaftierung.

1613 – Das irische Parlament tritt zusammen und befürwortet die Zwangsbesiedlung in Ulster. Gleichzeitig spricht man sich für eine verstärkte Repräsentation der neuen Siedler in künftigen Parlamenten aus.

1625 – Charles I. gewährt “graces” (“Gnaden”) in Gegenleistung für Direktzahlungen an die Krone; zu den “graces” gehört auch die Toleranz gegenüber einer beschränkten Ausübung der katholischen Riten in Irland. Formell treten diese, den Protestanten sehr unliebsamen, “graces” 1628 in Kraft.

1629 – Viscount Loftus und der Herzog von Cork reissen kurzfristig die Macht in Irland an sich und unterdrücken jede katholische Betätigung in Dublin.

1632-1636 – Ein irisches Geschichtswerk, die “Annals of the Four Masters”, wird von vier Franziskanern aus Donegal verfasst.

1634-1635 – Das irische Parlament tritt zusammen und wird von Gouverneur Thomas Wentworth informiert, dass Zwangsansiedlungen in Connacht erfolgen werden und die “graces” von ihm nicht anerkannt seien. In der Folge überwirft sich Wentworth mit wirklich Jedem, wird zwar 1640 noch zum Earl of Stafford erhoben, seine Karriere endet jedoch bald.

1641 – Wentworth wird in England als Hochverräter hingerichtet und Irland verfällt in chaotische Anarchie. Aufständische Iren richten unter protestantischen Siedlern verheerende Massaker an.

1642 – Das englische Parlament beschliesst die “Adventurers Act”, um die irische Rebellion in den Griff zu bekommen. In Irland landen Armeen der schottischen Protestanten (“covenanters”) – sowie O’Neill mit Soldaten aus den Spanischen Niederlanden und der Agenda, eine katholische Armee in Ulster aufzustellen. In England wirft der Bürgerkrieg zwische Charles I. und seinem Parlament die kritische Situation in Irland etwas in den Schatten.

1644 – Erzbischof Rinuccini wird vom Papst nach Irland geschickt mit dem erklärten Ziel, die katholische Rebellion in Wort und Tat voranzubringen. Die religiöse Dimension der Auseinandersetzungen wird so zementiert.

1646 – O’Neill besiegt die Covenanters bei Benburb, schlägt aber kein politisches Kapital aus der militärischen Situation; Rinuccini verhindert jeden Anflug von Einigung zwischen Katholiken und Protestanten.

1647 – Das Parlament geht als Sieger aus dem englischen Bürgerkrieg hervor; in Dublin marschieren parlamentarische Truppen ein.

1649 – Die Hinrichtung Charles I. klärt die Luft in England und Oliver Cromwell landet mit einer Armee in Dublin, belagert und zerstört dann Drogheda und Wexford. Seine professionell ausgebildete, erfahrene und von kompetenten Offizieren geleitete Armee fegt die untereinander wie üblich mindestens uneinigen und teilweise heftig zerstrittenen irischen Aufständischen vom Feld. Die Zwangsumsiedlung katholischer Landbesitzer in den Westen beginnt (“To Hell or to Connacht!”), unter anderem auch als direkte Reaktion auf Rinuccinis Mission.

1660 – Nach der Restauration der englischen Monarchie verkündet Charles II., dass er an Cromwells Irlandpolitik festhalten werde, aber “unschuldigen Papisten” ihr Land zurückgeben wolle. Der dafür 1661 extra geschaffene Gerichtshof beendet 1663 seine Tätigkeit ohne grosses Ergebnis.

1665 – Siedler aus der Cromwell-Ära müssen ein Drittel ihrer Ländereien zur Entschädigung “Unschuldiger” wieder abgeben.

1681 – Während einer Phase katholischer Umsturzversuche in England wird der katholische Erzbischof von Armagh, Oliver Plunkett, inhaftiert und als Hochverräter hingerichtet.

1688 – Der vom Parlament in Westminster abgesetzte König James II. von England flieht nach Irland und wirbt eine Armee (“Jakobiten”) zur Rückeroberung des englischen Throns an. Seine katholischen Sympathien sichern ihm die Unterstützung der mehrheitlich katholischen Iren zu und der Kampf um die englische Krone nimmt so eine definitiv religiöse Dimension ein.

1689 – Belagerung von Derry durch katholische Truppen, während der insgesamt 105 Tage dauernden Belagerung sterben Tausende von Bürgern am Hunger, bis die Stadt durch eine englische Flotte befreit wird. Die Tore der Stadt werden den katholischen Truppen durch die legendären “Apprentice Boys” vor der Nase zugeschlagen.

1690 – Im Kampf um die englische Krone besiegt Wilhelm von Oraniens Heer die Truppen James II. am Boyne – die berühmte “Battle of the Boyne”. James ist de facto geschlagen, Teile seiner Anhänger setzen den Kampf jedoch fort.

1691 – Die James II. noch treuen Truppen kapitulieren in Limerick.

1695 – Der sogenannte “Penal Code” (“Strafgesetze”) schneidet die Rechte der Katholiken streng zusammen und ist eine direkte Reaktion auf die religiöse Dimension des Jakobiten-Krieges. Das Gesetz geht bis in Details wie Pferdebesitz. Gleichzeitig wird der katholische Klerus aus Irland verbannt. Spätere Relief Acts demontieren den Penal Code Stück für Stück.

1713 – Jonathan Swift wird Dekan der St. Patricks Cathedral in Dublin. Neben seinen Aufgaben als Kirchenmann findet er noch Zeit als Literat zu arbeiten.

1719 – Protestantische “dissenters”, also nicht der Church of Ireland angehörige Kongregationen oder Einzelpersonen, werden per Gesetz “toleriert”.

1724 – Mit seinem satirischen “Modest Proposal”, das Kannibalismus befürwortet, greift Swift die Auswirkungen des Penal Code an.

1731 – Der “Belfast Newsletter”, älteste kontinuierlich erscheinende Zeitung der Welt, erscheint erstmals. In Dublin wird im selben Jahr die “Royal Dublin Society” zur Förderung von Landwirtschaft, Kunst und Handwerk gegründet.

1738 – Tod des bekanntesten irischen Harfenspielers, Turlough O’Carolan.

1742 – Händel führt seinen “Messias” in Dublin erstmals öffentlich auf. Halleluja!

1751 – Mit dem “Rotunda Lying-In Hospital” wird die erste spezialisierte Geburtsklinik in Grossbritannien und Irland eröffnet.

1758 – Zur Entwicklung der modernen Stadt Dublin wird die “Wide Streets Commission” eingesetzt, ihr Name ist Programm.

1759 – Ein gewisser Arthur Guinness erwirbt die St. James Gate Brewery in Dublin.

1772 – Relief Act; Katholiken können künftig Moorgebiete pachten.

1778 – Relief Act; die Grundbesitz- und Erbrechte von Katholiken werden eingerichtet.

1780 – Irische Waren dürfen in die britischen Kolonien exportiert werden.

1782 – Das irische Parlament bekommt mehr Rechte zugesprochen und kann künftig unabhängiger von Westminster seine Entscheidungen treffen. Gleichzeitig werden weitere Relief Acts erlassen, die Katholiken Landbesitz und Bildung (auf Englisch – was sich hauptsächlich gegen Latein richtete) ermöglichen.

1791 – Theobald Wolfe Tone (ein Protestant) agiert für mehr katholische Rechte; in Belfast (und später Dublin) wird unter dem Eindruck der Französischen Revolution die Gesellschaft der United Irishmen gegründet. Das “Custom House” in Dublin wird gebaut.

1792 – Relief Act; Katholiken werden als Rechtsanwälte und Verteidiger zugelassen.

1793 – Relief Act, Katholiken wird das Wahlrecht zugesprochen; Verbot der Volunteers (nationalistische Miliz), Straffung der Waffengesetze und Errichtung der Irish Militia (staatlich kontrollierte Miliz).

1794 – Verbot der United Irishmen in Dublin.

1795 – Gründung des “Orange Order” in Nordirland, Ziel ist letztlich die Erhaltung des Status Quo für die Protestanten. Im selben Jahr wir das katholische Priesterseminar in Maynooth eröffnet.

1796 – Missglückte Französisch-Irische Invasion bei Bantry unter Wolfe Tone. Die Landung fällt jedoch dem irischen Wetter zum Opfer. In Irland wird unter dem Eindruck der Aktivitäten der United Irishmen und der französischen Revolutionsarmeen wiedee eine teilweise Beschneidung der Bürgerrechte verhängt.

1798 – Blutige Rebellion der United Irishmen, nach ersten Überraschungserfolgen durch Rebellen (und eine französische Invasionsarmee) wird der Aufstand niedergeschlagen. Hauptsächlich die schlechte Koordination der Rebellen und ihre teilweise archaische Bewaffnung verdammen die Aktion eigentlich von vornherein zum Misserfolg. Der festgenommene Führer Wolfe Tone versucht einen Selbstmord und verstirbt später an den dabei erlittenen Verletzungen. Immerhin entgeht er so der Hinrichtung.

1800 – Mit der “Act of Union” wird Irland Teil des Vereinigten Königreiches, gibt seine bis dahin zumindest theoretische Unabhängigkeit auf und schafft zur Erleichterung der gemeinsamen Zukunft gleich noch sein Parlament ab. Das irische Parlament steht seitdem in der Geschichte als das einzige Parlament dar, das sich selbst auf demokratischem Wege abgeschafft hat.

1803 – Der allein schon durch die Zahl der Beteiligten aussichtslose “Aufstand” des Robert Emmet wird binnen kürzester Zeit niedergeschlagen, Emmet hingerichtet.

1815 – Der erste Kutschendienst nimmt seinen Linienverkehr in Irland auf.

1817 – Der Royal Canal wird fertiggestellt.

1822 – Mit der Irish Constabulary Act wird eine landesweit organisierte Polizeitruppe geschaffen.

1824 – Zwischen Grossbritannien und Irland wird der zollfreie Handel von bearbeiteten Endprodukten eingeführt.

1828 – Die “Catholic Emancipation Act” wird verabschiedet und krönt fünf Jahre Arbeit durch Daniel O’Connell; das passive Wahlrecht wird einer begrenzten Zahl von Katholiken zugesprochen (ein allgemeines Wahlrecht besteht ohnehin nicht).

1831 – Einführung des Systems der National Schools, die eine Grundbildung der Bevölkerung garantieren sollen.

1838 – Beginn des “Temperance Crusade” des Father Matthew, fünf Millionen Iren schwören dem Alkohol ab und prompt sinkt die Whiskeyproduktion um die Hälfte!

1845 – Beginn der durch die Kartoffelfäule europaweit verursachten Hungersnot (“Great Famine”), die in Irland vier Jahre anhält und zu Massensterben und -emigration führt.

1848 – Aufstand des “Young Ireland” in Ballingarry; die nicht mit den anderen europäischen Bewegungen ähnlichen Namens vergleichbare Organisation schloss sich spontan den europäischen Revolutionen an und erreichte nichts.

1853 – Die “Dublin Exhibition” wird durch Königin Victoria eröffnet.

1856 – Gründung der nationalistischen “Phoenix Society”, einem Vorläufer der Fenians.

1858 – Gründung der “Irish Republican Brotherhood” (IRB) in Dublin.

1859 – Gründung der “Fenian Brotherhood”, der amerikanischen Schwesterorganisation der IRB, in den USA. Der Begriff “Fenian” wird Synonym mit “irischer Nationalist”.

1861-1865 – Irische Emigranten kämpfen auf beiden Seiten im Krieg zwischen den USA und den Konföderierten Staaten. In der Nordstaatenarmee erlangt die “Irish Brigade” legendären Status.

1866 – Eine aus ehemaligen Unionssoldaten gebildete “Irish Republican Army” marschiert in Kanada ein, wird aber nach kleineren Überraschungserfolgen zurückgeschlagen. Im selben Jahr wird mit Erzbischof Paul Cullen der erste Ire zum Kardinal erhoben.

1867 – Aus den USA zurückkehrende Kriegsveteranen und Mitglieder der Irish Republican Brotherhood versuchen gleich zweimal einen bewaffneten Aufstand, der kläglich scheitert.

1869 – Die Church of Ireland wird durch Gladstone vieler Rechte beschnitten und muss sich künftig in “Konkurrenz” zu den anderen Kirchen beweisen.

1870 – Isaac Butt gründet die “Home Government Association”.

1873 – Gründung der “Home Rule League”.

1877 – Charles Stuart Parnell wird Führer der “Home Rule Confederation”, die sich für die Selbstbestimmung Irlands einsetzt.

1879-1882 – “Land War”, eine Protestbewegung für eine gerechtere Regelung der Landbesitzverhältnisse.

1880 – Parnell wird Vorsitzender der Irish Parliamentary Party.

1881 – Parnell wird im Kilmainham Gaol inhaftiert.

1882 – Ermordung führender Politiker im Phoenix Park durch die “Invincibles”, eine nationalistische Splittergruppe.

1884 – Gründung der Gaelic Athletic Association, der ersten Vereinigung zur Bewahrung der (teilweise fiktiven) “irischen Traditionen”.

1886 – Der britische Premierminister Gladstone bringt das erste Gesetz zur Home Rule ein, das jedoch vom Parlament zurückgewiesen wird.

1889 – Parnell wird in einen Scheidungsskandal verwickelt.

1890 – Auf Druck Gladstones wird der von “Skandalen” umwehte Parnell von seiner Partei wie eine heisse Kartoffel fallengelassen.

1891 – In Parnells Todesjahr wird das Congested Districts Board gegründet, dass sich der Entwicklung des lange vernachlässigten ländlichen Raumes annimmt.

1892 – Auch das zweite Gesetz zur Home Rule wird zurückgewiesen.

Um 1900 – Sowohl auf nationalistischer wie auf unionistischer Seite bilden sich verschiedenste Interessenvertretungen, Geheimbünde und Hilfsvereine.

1904 – Das Abbey Theatre in Dublin öffnet. Es entwickelt sich zum Nationaltheater Irlands, nicht ohne diverse Skandale und “künstlerische Differenzen”.

1905 – Gründung von Sinn Féin (“Wir selbst”) durch Arthur Griffith.

1912 – Asquith bringt die dritte Gesetzesvorlage zur Home Rule in das Parlament ein. Unter Edward Carson formiert sich in Ulster währenddessen massiver Widerstand gegen Home Rule, 471.414 Menschen unterzeichen den von ihm vorgelegten “solemn covenant” (“feierlichen Vertrag”) gegen die Unabhängigkeit. Im gleichen Jahr läuft die in Belfast gebaute “Titanic” in Queenstown (heute Cobh) aus, nur um wenige Tage später nach Kollision mit einem Eisberg zu sinken.

1913 – Gründung diverser politischer Milizen, es entstehen die Ulster Volunteer Force (unionistisch), die Irish Citizens’ Army (gewerkschaftlich) und die Irish Volunteers (nationalistisch). Dubliner Generalstreik unter James Larkin, der von den Arbeitgebern mit Aussperrung gekontert wird und in blutige Unruhen ausartet. Da die eigentlich erwartete Hilfe der britischen Gewerkschaften ausbleibt, müssen die irischen Gewerkschaften 1914 den Streik abblasen.

1914 – Sowohl die UVF als auch die Irish Volunteers schmuggeln von Deutschland Waffen nach Irland. Home Rule wird beschlossen, aber wegen Ausbruchs des Ersten Weltkriegs erstmal auf Eis gelegt. Teile der unionistischen und nationalistischen Milizen, die sich im Zuge der Auseinandersetzungen um Home Rule gebildet hatten, gehen in die britische Armee über.

1915 – Die IRB reorganisiert sich und bildet einen eigenen Militärrat, der die Führung der Irish Volunteers unterwandert.

1916 – Osteraufstand, Pearses mystisches “Blutopfer” führt erst durch die sich anschliessende Hinrichtung der Chefverschwörer durch britische Standgerichte zum Meinungsumschwung in der breiten Bevölkerung. In Westirland wird gleichzeitig der ehemalige britische Diplomat Roger Casement festgenommen, er war von einem deutschen U-Boot auf die Insel gebracht worden; Casement wird in London wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und hingerichtet. In der Schlacht an der Somme verblutet währenddessen die Ulster Division. In einer Art Panikreaktion versucht Lloyd George, Home Rule in Irland (ausser den sechs Counties) durchzusetzen, der Plan wird jedoch gestoppt.

1918 – Bei Parlamentswahlen erreicht Sinn Féin 73 Sitze in Westminster, Constance Markievicz wird als erste Frau ins britische Parlament gewählt; die Abgeordneten verweigern jedoch den Eid auf die britische Krone und ziehen so nicht ins Parlament ein.

1919 – Die irischen Abgeordneten treten als unabhängiges irisches Parlament (“Dáil Éireann”) zusammen.

1920 – In der britischen “Government of Ireland Act” wird analog zu Lloyd Georges Plänen die Trennung der Insel vorgeschlagen. Unruhen in Belfast und Derry, Aussetzung der Bürgerrechte, Verhängung teilweisen Kriegrechts folgen. Nationalistische Aktionen werden von britischen Truppen mit dem ersten “Bloody Sunday” im Croke Park und der Brandschatzung Corks gekontert.

1921 – Eine irische Delegation, führend dabei Michael Collins, unterzeichnet den Anglo-Irischen Vertrag und zementiert so die Trennung der Insel. Damit wird die Gründung des Irischen Freistaates erreicht; de Valera tritt zurück und bekämpft die Freistaatler mit politischen Mitteln und mit den Waffen der IRA. Collins meint, er habe sein eigenes Todesurteil unterzeichnet. Der irische Bürgerkrieg beginnt.

1922 – Michael Collins, jetzt Oberkommandierender der Freistaattruppen, wird bei einem Hinterhalt durch die IRA erschossen. In einem grotesken Echo der Ereignisse von 1916 werden 77 Republikaner durch Freistaattruppen standrechtlich erschossen.

1923 – Ende des irischen Bürgerkrieges. Der Irische Freistaat tritt dem Völkerbund bei und beginnt mit einer radikalen (und nicht immer tatsächlich sinnvollen) Landreform. Der Nobelpreis für Literatur geht an W.B.Yeats.

1925 – Der Nobelpreis für Literatur geht an George Bernard Shaw.

1926 – De Valera verlässt Sinn Féin und gründet Fianna Fáil (“Krieger des Schicksals”).

1929 – Das Wasserkraftwerk am Shannon wird in Zusammenarbeit des Freistaates und der deutschen Firma Siemens errichtet; es gilt als Symbol für ein neues, unabhängiges Irland.

1932 – Fianna Fáil fegt die Opposition auf die hinteren Ränge und de Valera startet eine sechzehnjährige Amtszeit als Taoiseach.

1933 – Verschiedene kleinere Gruppen bilden Fine Gael (“Vereinigtes Irland”) als Gegenpol zu Fianna Fáil. Ihr Führer O’Duffy ist auch Chef der “National Guard”, Blauhemden genannt, einer katholisch-faschistischen Kampforganisation.

1935 – Der Import oder Verkauf von Kondomen und anderen Verhütungsmitteln wird im Irischen Freistaat untersagt.

1936 – De Valera verbietet die IRA.

1937 – In einer neuen Verfassung wird die totale Unabhängigkeit von Grossbritannien verkündet, inklusive eines Anspruchs auf Nordirland, der Freistaat wird zur Éire.

1939 – Die IRA raubt aus dem Magazine Fort in Dublin Waffen und beginnt eine Bombenkampagne in Grossbritannien. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erklärt Irland seine Neutralität.

1940 – In Irland inhaftierte IRA-Männer sterben bei einem Hungerstreik.

1941 – Deutsche Luftangriffe treffen Belfast verheerend; auch Dublin wird versehentlich von einigen Fliegerbomben getroffen.

1944 – Irland widersetzt sich den Forderungen der USA, die Botschaften der Achsenmächte in Dublin zu schliessen.

1947 – Die Statue der Königin Victoria wird aus dem Hof des irischen Parlaments entfernt.

1949 – Unter der Regierung John Costellos verlässt Irland den britischen Commonwealth. Im selben Jahr bestätigt die Ireland Act des britischen Parlaments den Status Quo für die sechs nordöstlichen Counties.

1954 – Kleinere IRA-Aktionen in Armagh.

1955 – Irland wird Mitglied der Vereinten Nationen.

1956-1962 – “Border Campaign” der IRA.

1959 – De Valera, einmal mehr Taoiseach, tritt in seinem 16. Amtsjahr von diesem Amt zurück und wird 14 Jahre lang Präsident.

1961 – Irland versucht, der EWG beizutreten … und wird abgewiesen.

1963 – Besuch des US-Präsidenten John Fitzgerald Kennedy in Irland.

1966 – Freihandelsabkommen zwischen Irland und Grossbritannien.

1967 – Nach dem Vorbild ähnlicher Bürgerrechtsbewegungen vor allem in den USA wird in Nordirland die Northern Ireland Civil Rights Association (CRA) gegründet, die die faktisch noch bestehenden Diskriminierungen gegen Katholiken beenden will. Irland versucht in diesem Jahr auch wieder, der EWG beizutreten … und wird erneut abgewiesen.

1968 – Zusammenstösse zwischen der CRA und der Polizei in Derry. O’Neill verspricht eine Reform in Nordirland, die die katholischen Bevölkerungsteile gleichberechtigt machen soll.

1969 – Beginn der “Troubles”. Gewalttätige Zusammenstösse zwischen der Polizei und Bürgerrechtsdemonstranten in Derry und Belfast sowie brutale Auseinandersetzungen zwischen nationalistischen und unionistischen Bevölkerungsgruppen zwingen die Londoner Regierung, die britische Armee zu entsenden. Die Soldaten werden zunächst als Friedenstruppe akzeptiert und begrüsst. Samuel Beckett wird im selben Jahr der Nobelpreis für Literatur zugesprochen.

1970 – Bei einer Nachwahl in Bannside wird der presbyterianische Pastor Ian Paisley, ein radikaler Unionist, in das britische Parlament gewählt. Die radikale “Provisional IRA” (Provos) spaltet sich von der offiziellen IRA ab. Gemässigte Nationalisten gründen die Social Democratic and Labour Party (SDLP).

1971 – Für Nordirland wird “internment”, also die Inhaftierung ohne Prozess, wieder eingeführt. Rev. Ian Paisley gründet die Democratic Unionist Party.

1972 – Am “Bloody Sunday” werden in Derry unter bis heute noch ungeklärten Umständen dreizehn nationalistische Demonstranten von britischen Fallschirmjägern erschossen. Die Selbstverwaltung Nordirlands wird ausgesetzt und die Regierungsgeschäfte werden direkt von London aus geführt. In Irland wird die in der Verfassung festgelegte “besondere Position” der katholischen Kirche abgeschafft.

1973 – Irland wird Mitglied der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft; da gleichzeitig das Vereinigte Königreich die Mitgliedschaft erwirbt, ist so ganz Irland Teil der künftigen EU.

1974 – Der Versuch einer paritätisch besetzten, selbständigen Regierung Nordirlands (“power sharing”) muss nach einem lähmenden Streik unionistischer Arbeiter abgebrochen werden. Nordirland wird wieder direkt aus London regiert. Verheerende Bombenattentate beider Seiten treffen Dublin, Guildford und Birmingham.

1975 – “Internment” wird vorläufig ausgesetzt und 1980 ganz abgeschafft.

1976 – Ermordung des britischen Botschafters in Dublin. Die “Friedensfrauen” Mairead Corrigan und Betty Williams vom Ulster Peace Movement erhalten für ihre Arbeit über politische und konfessionelle Grenzen hinweg den Friedensnobelpreis.

1978 – De Lorean beginnt mit massiven britischen Subventionen die Produktion zukunftsweisender Luxussportwagen in Belfast. Zwölf Menschen sterben bei einem Brandbombenattentat auf ein Restaurant in Down.

1979 – In Sligo werden Earl Mountbatten und Familienmitglieder durch die PIRA getötet, während zeitgleich in Down acht britische Soldaten in einem Hinterhalt sterben. Besuch des Papstes Johannes Paul II. in Irland, im Phoenix Park zelebriert er eine Messe vor mehr als einer Million Menschen. Dennoch erlaubt der irische Staat im selben Jahr den (begrenzten) Verkauf von Verhütungsmitteln.

1981 – Republikanische Inhaftierte der PIRA und der INLA treten in einen unbefristeten Hungerstreik für mehr Rechte; die unnachgiebige (und voraussehbare) Haltung der Regierung Thatcher führt zum Tod von zehn Gefangenen, bevor der Hungerstreik abgebrochen wird. Prominentestes Opfer wird Bobby Sands, der als gewählter britischer Parlamentsabgeordneter (die Wahl fand während des Hungerstreiks statt) und auch als erster Gefangener starb.

1982 – De Lorean stellt die Produktion ein … durch die “Back to the Future”-Filme erhalten die Fahrzeuge Kultstatus ausserhalb der reinen Sportwagengemeinde.

1985 – Im “Anglo-Irish Agreement” bewegen sich die Regierungen in Dublin und London aufeinander zu, eine Lösung des Nordirlandkonflikts wird denkbar. Bob Geldof organisiert “Live Aid”. Barry McGuigan wird Boxweltmeister im Federgewicht.

1987 – Am “Remembrance Day” detoniert in Enniskillen eine Bombe der PIRA, elf Zivilisten sterben. Der Dubliner Steven Roche gewinnt überraschend die Tour de France und den Giro d’Italia sowie die Radweltmeisterschaft.

1988 – Tausend-Jahr-Feierlichkeiten der Stadt Dublin, die sich als aufstrebende europäische Metropole präsentiert.

1991 – Von der britischen Regierung initiierte Friedensgespräche beginnen unter Einbeziehung der Londoner und Dubliner Regierungen und aller wichtigen Parteien; lediglich Sinn Féin wird wegen der Verbindungen zur PIRA ausgeschlossen. Mary Robinson wird erste Präsidentin Irlands.

1992 – Mit 62% der Stimmen wird in einer Volksabstimmung festgelegt, dass Abtreibungen irischer Frauen ausserhalb Irlands nicht länger strafbar sind.

1994 – Sowohl die PIRA als auch unionistische Paramilitärs verkünden einen Waffenstillstand. Erstmals darf Gerry Adams (Sinn Féin) in britischen Radio- und Fernsehsendungen mit eigener Stimme sprechen. In den USA schafft es Irland bis ins Viertelfinale der Fussball-WM, was dem Sport zu neuer Popularität im Lande verhilft.

1995 – Nach 25 Jahren werden Kontrollfahrten der britischen Armee in Nordirland eingestellt (allerdings nur tagsüber). In einem Referendum entscheidet sich eine äusserst knappe Mehrheit für eine allgemeine Legalisierung der Ehescheidung in Irland.

1998 – Das Karfreitagsabkommen bereitet den Weg für eine demokratische Selbstverwaltung Nordirlands und eine antidiskriminatorische Neuregulierung vieler Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens.

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