Hünengräber und Hinkelsteine

Für Kulturtouristen sind sie ein Muss, für den Laien gehören sie einfach zum klassischen Irlandbild - die meist steinernen Zeugen einer Vergangenheit, von der wir so gut wie Nichts wissen und die uns doch oft allein durch ihre wenigen Zeugnisse in den Bann schlägt.

Die uns unbegreiflich fern und doch "irgendwie" ganz nah erscheint. Die immer wieder Anlass zu Spekulation gibt. Und zu wilden, unhaltbaren und doch populären Theorien. Lernen Sie in diesem Special einige der wichtigsten Gruppen kennen ... und planen Sie vielleicht Ihren persönlichen Ausflug in die Vergangenheit!

Grabhügel

Bei den irischen Grabhügeln (von denen viele keine echten Hügel mehr sind) muss man zwischen vier Hauptarten unterscheiden: Court Tombs (wörtlich Vorhof-Gräber), Portal Tombs (wörtlich Portal-Gräber), Passage Tombs (wörtlich Gang-Gräber) und Wedge Tombs (wörtlich Keil-Gräber). Alle Bezeichnungen gehen auf typische Bauformen zurück … die Bezeichnung “Grabhügel” allerdings ist nur eine annähernde Umschreibung, denn ob und in welcher Form die Anlagen diesen Zweck erfüllten, das ist nicht ganz klar. Es erscheint lediglich die naheliegendste Erklärung für ihre Existenz.

Court Tombs

Die “Vorhofgräber” waren lange Zeit auch unter den beschreibenden Begriffen “court cairns”, “horned cairns” oder sogar “lobster-claw cairns” bekannt.

Im Aufbau sind diese Gräber länglich, zwischen 25 und 35 Metern messend und meistens trapezförmig. Herausstechend ist der (meist) nicht bedachte Vorhof an der breiteren Schmalseite, die regelmässig in Richtung des Sonnenaufgangs (Osten) weist. Der eigentliche, bedachte Bestattungsraum hinter dem Vorhof ist hier meist in (zwei) Kammern unterteilt, teilweise gibt es auch noch kleine Seitenkammern.

Die Begrenzung des Grabhügels erfolgte meist durch Kantsteine. Spezielle Court Tombs gab es in Ulster (Grabhügel mit jeweils zwei Begräbnisräumen und Vorhöfen Rücken an Rücken) und an der Donegal Bay (zentrale Vorhöfe oder auch sternförmig angeordnete Seitenkammern). Insgesamt sind über 400 Court Tombs bekannt, fast alle sind in der nördlichen Hälfte Irlands zu finden – zieht man eine Linie grob von Galway nach Dundalk, liegen nur acht Court Tombs südlich davon!

Die Altersbestimmung durch etwa Holzkohle und Scherben, die in den Anlagen gefunden wurde, lässt auf eine Entstehungszeit zwischen 3800 und 3400 Jahren vor Beginn unserer Zeitrechnung schliessen. Nordöstlich gelegene Court Tombs weisen Ähnlichkeiten zu Anlagen in Schottland auf, die nordwestlichen Exemplare dagegen erscheinen “typisch irisch”.

Video: Das Steinzeiträtsel - Die Megalithkultur als Ursprung der Baukunst

Portal Tombs

Auch “portal dolmen” genannt, entsprechen diese Anlagen meist dem klassischen Bild des “Hinkelsteingrabes” – zwei grosse Steine flankieren den Engang zur Kammer, auf ihnen (und natürlich strukturell unentbehrlichen weiteren Steinen) ruht ein gigantischer Dachstein – der von Kernanstown (County Carlow) soll rund 150 Tonnen wiegen!

Aus diesen drei Steinen bildet sich in Megalith-Portal, das gleichzeitig schon integrierter Bestandteil der Grabkammer ist. Die Ausrichtung der Portal Tombs ist meist mit dem Eingang “bergauf” … was rituelle oder auch ganz einfach praktische Gründe gehabt haben mag.

Ein Teil der Portal Tombs wurde mit Steinen und Erde bedeckt und so zu echten Hügelgräbern gemacht, ein Teil stand schlicht allein und umso beeindruckender in der Landschaft herum. Wenn Hügel angelegt wurden, dann waren diese wohl flach und hatten eher stabilisierende Funktion.

Geographisch gesehen sind etwa drei Viertel der rund 180 bekannten Portal Tombs in Irlands Norden, weitere einundzwanzig Prozent im Südosten – die Examplare in Cork, Clare und Galway sind “Ausreisser”. Was Poulnabrone nicht daran hinderte, zum bekanntesten Portal Tomb der Insel zu werden …

Angelegt wurden die Portal Tombs wohl zwischen 3800 und 3200 Jahren vor Beginn unserer Zeitrechnung. Sie könnten eine Weiterentwicklung der Court Tombs gewesen sein … oder auch Vorgänger, für beide Theorien gibt es Indizien. Ähnliche Anlagen findet man vor allem in Wales und Cornwall.

Passage Tombs

Die Ganggräber haben ihren Namen von einem Gang, der durch den Grabhügel zu einer Bestattungskammer führt – ein kurzer Gang oder ein langer, eine kleine Kammer oder ein Kammersystem. Aber es gibt auch Ausnahmen – Knowth etwa kombiniert zwei Gänge in einem Grabhügel!

Die Gänge wurden mit Hilfe stehender Steine und darauf aufliegender flacher Deckensteine errichtet, die Kammern dagegen haben “Wände” aus stehenden Steinen und Mauerwerk sowie eine darauf ruhende Kuppelkonstruktion aus flachen Steinen (Newgrange), aus einem gigantischen Einzelstein (Carrowmore 7) oder auch Holz (vermutlich Fourknocks). Das Ganze wurde ohne Mörtel zusammengefügt und hält auch heute meist nur durch die Gesetze von Schwerkraft, Druck und Zug … ein Gedanke, dem man bei interner Besichtigung der Anlangen nicht unbedingt nachgehen sollte! Denn diese Konstruktion wurde noch mit einem schön geformten Hügel aus Steinen, Geröll und Erde bedeckt.

Die Ausrichtung der Passage Tombs ist bunt gemischt, wobei die Südostrichtung des Gangs statistisch gesehen am häufigsten vorkommt, keineswegs aber eine “Norm” darstellen kann. Die jeweilige Entscheidung scheint teils nach astronomischen Gesichtspunkten getroffen worden zu sein, teilweise sich auf bestehende andere (natürliche oder künstliche) Landschaftsmerkmale zu beziehen.

Am bekanntesten sind natürlich die solaren Ausrichtungen: Newgrange wird zur Wintersonnenwende von der aufgehenden Sonne ausgeleuchtet, in Dowth passiert dasselbe mit der untergehenden Sonne, in Knowth ist die Tag-Nacht-Gleiche der Stichtag und in Loughcrew (Cairn T) beleuchtet die aufgehende Sonne an denselben Tagen einige mutmassliche Sonnensymbole. Natürlich kann dies alles (im unwahrscheinlichen Extremfall) Zufall sein …

Wir kennen fast 250 Passage Tombs in Irland, meist im Norden und Osten – wobei sagenhafte 63% in einem rund dreissig Meilen breiten Band zwischen Sligo und der Mündung des Boyne zu finden sind! Oft wurden regelrechte “Friedhöfe” angelegt: Carrowmore hat rund sechzig Gräber, Loughcrew etwa 25, Knowth und Carrowkeel-Keshcorran weisen jeweils zwanzig Hügel auf! Zeitlich datiert man die Entstehung der Passage Tombs auf zwischen 3500 und 3000 Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung – diese Einstufung beruht allerdings vor allem auf Funden in Knowth und Newgrange.

Ähnliche Hügelgräber sind in Westeuropa weit verbreitet, wobei eingeritzte Dekorationen vor allem auf der iberischen Halbinsel, in der Bretagne und teilweise in Grossbritannien auf eine noch nähere kulturelle “Verwandschaft” schliessen lassen.

Wedge Tombs

Die keilförmigen Hügelgräber bestehen zumeist aus einer durchgehenden Kammer, angelegt auf einer Nordost-Südwest-Achse und sich nach Westen erweiternd und erhöhend. Die Kammer wird dabei aus flachen, aufgestellten Steinen gebildet, auf denen wiederum flache Deckensteine ruhen. Abgedeckt wurde das Ganze durch Steine und Erde, so dass wiederum ein typischer Grabhügel entstand.

Die fast 550 bekannten Keilgräber sind, im Gegensatz zu den anderen Hügelgräbern, vor allem im Westen Irlands zu finden, wobei in Clare und Cork regelrechte Gruppen auftauchen. Nur dreizehn Wedge Tombs sind dagegen im Osten verzeichnet! Gleichzeitig scheinen diese Gräber die jüngsten zu sein, man datiert sie auf zwischen 2500 und 1750 Jahre vor unserer Zeitrechnung.

Ähnlichkeiten mit bretonischen Grabanlagen sind vorhanden, ein Zusammenhang (etwa durch Migration von der Bretagne in das Mündungsgebiet des Shannon) ist jedoch nicht nachgewiesen.

"Standing Stones"

Mit dem Begriff “Standing Stones” wird nichts anderes bezeichnet als … Steine, die in der Gegend herumstehen. Diese kommen grundsätzlich in zwei Formen vor – als Anlagen mit mehreren, in definierbaren Mustern angeordneten Steinen oder als Einzelsteine.

Stein-Anlagen

Stonehenge oder Carnac sind die Archetypen solcher Anlagen, die mit Hilfe von Findlingen oder gemeisselten Felsen geometrische Formen in die Landschaft bringen. Leider gibt es aber in Irland nicht solch beeindruckende Anlagen. Irland ist eben nicht das typische Steinkreis-Land.

Von den bekannten 1303 Steinkreisen sind die irischen nicht die umwerfendsten und auch nicht die meisten (Schottland hat mehr!). Insgesamt findet man in der Republik 187 Steinkreise (davon sind zwei Fälschungen), in Nordirland 156, zusammen also 26 %. Allerdings liegen von den insgesamt 83 wirklich einen Besuch werten (und im Original erhaltenen) Kreisen 28 in der Republik und einer in Nordirland, also etwa 35 % (alle Zahlen nach Burl, siehe unten).

Wichtig: Als “Steinkreis” wird eigentlich nur bezeichnet, was man weitläufig als “Ritualort in Kreisform mit einer Begrenzung durch Steine” bezeichnen kann. Think Stonehenge, OK? Die grosse Zeit der Steinkreise war zwischen etwa 3300 und 900 Jahren vor Beginn unserer Zeitrechnung, etwa von den Sumerern bis zur Gründung des Königreichs Israel, vor Sakkara, Gizeh und dem Tempel Salomo. Die Steinkreise von Grange (County Limerick), Ballynoe (County Down), Drumskinny (County Fermanagh), Beltany (County Donegal) und die “Piper’s Stones” (County Wicklow) stammen wohl aus der Bronzezeit.

Auch die in Newgrange und Dowth bekannten Steinkreise (?) scheinen “Ergänzungen” aus dieser Periode zu sein. Aus der späteren Eisenzeit soll dagegen die Anlage von Drombeg (County Cork) zu stammen. In Irland findet man die meisten Steinkreise in Ulster, im Südwesten (Cork) und in den Wicklows. Grosse Gruppen von Steinkreisen findet man bei Beaghmore (Tyrone) und bei Cong (Mayo). Newgrange (Meath) dagegen kann nur einen unvollständigen und auch noch umstrittenen Steinkreis aufweisen.

Die irischen Steinkreise scheinen “Importartikel” gewesen zu sein, die Grundidee mit Händlern und Siedlern aus Südengland, Schottland und der Bretagne auf die Insel gekommen zu sein. Auf den kleineren Inseln (200 bewohnte!) und sogar auf Rathlin, Valentia und des Aran Islands sind megalithische Steinkreise sogar ganz unbekannt (… bevor jetzt jemand protestiert: Dun Aenghus ist ein Fort!). Zu den besten Steinkreisen gehören in Cork Ardgroom, Carriganimmy, Clodaghoder auch Reanascreena, in Donegal Beltany, in Kerry Dromatouk und Kenmare, in Mayo Cong und in Wicklow Athgreany. In Nordirland ist vor allem Ballynoe im County Down einen Blick wert.

Welchen Zweck diese Anlagen erfüllen sollten, diese Frage ist unbeantwortet – sie können Kultstätten von Sonnenanbetern gewesen sein, astronomische Beobachtungspunkte oder auch einfach Versammlungsplätze. Ähnlich Anlagen gab es auch aus Holzstämmen, diese sind jedoch fast unauffindbar. In Newgrange und Knowth sind solche bekannt, erstere scheint durch den Steinkreis überbaut worden zu sein.

Einzelne Steine

Einzeln in der Landschaft stehende (und nach einiger Zeit auch liegende) Steine hat es in Irland reichlich. Ein Teil ist mit aufwendigen bildhauerischen Arbeiten versehen, ein Teil trägt Ogham-Inschriften, ein Teil erscheint absolut unbearbeitet. Geht man jedoch davon aus, dass Gletscher kaum stehende Findlinge zurücklassen, sind alle dieser Steine irgendwann aus irgendeinem Grund von Menschen an dieser Stelle aufgerichtet worden.

Bei den bildhauerisch bearbeiteten Steinen wird meist ein kultischer Hintergrund angenommen. Welcher genau, das ist natürlich wieder diskutabel … auch wenn jeder New-Age-Guru der Überzeugung ist, die alleinige Wahrheit dazu zu kennen. Wobei die Bearbeitung von einfachen “cup and ring marks” und reiner Formgebung bis zu Janusgesichtern gehen kann. Zwei Steine (in Turoe und Castlestrange) sind eindeutig keltisch – sie sind mit in Europa einmaligen La-Tène-Steinarbeiten versehen.

Die Ogham-Steine dagegen sind meist leichter einzuordnen, eben durch ihre Beschriftung. Es sind Markierungssteine, die Grenzen abstecken oder an bestimmte Ereignisse erinnern sollen, sehr ähnlich den skandinavischen Runensteinen. Womit dann die unmarkierten Steine übrig blieben … von denen man nun wirklich nicht genau sagen kann, was sie bedeuten sollen.

Einige mögen kultische Bedeutung gehabt haben, andere könnten als Grenzsteine gedient haben und letztlich dürften einige wirklich nur dazu hingestellt worden sein, damit sich Rinder dran reiben konnten.

"Enclosures"

Ein ebenso verwirrendes Thema sind die “enclosures”, eigentlich nichts weiter als durch künstlich geschaffene Grenzen markierte Areale. Meist ein Kreis oder Viereck in der Landschaft. Gebildet aus Erde, Steinen oder auch Baumstämmen. Heute kaum noch erkennbar, “damals” aber ein beeindruckendes Bauwerk. Mit leider oft unklarer Bestimmung – basierend auf (meist viel späteren) Beschreibungen und Bodenfunden kann man manche als rituelle Anlagen identifizieren, Tempel gewissermassen.

Andere scheinen Verteidigungszwecken gedient zu haben, wieder andere als eine Art “kraal”. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein Graben ausserhalb des Erdwalls auf Verteidigung, ein Graben innerhalb des Erdwalls auf Rituale hindeuted – rein aus praktischen Gründen.

"Sacred Landscapes"

Hier beginnt dann das endgültig das Reich der Interpretation – besteht zwischen (für den modernen Menschen) einigermassen nahe beieinander gelegenen Anlagen ein Zusammenhang, der von den Erbauern berücksichtigt wurde? Und wenn ja – war dieser Zusammenhang metaphyischer oder rein geographisch bedingter Art? Oder ist dies alles nur moderne, phantasievolle Interpretation? Anhand des M3-Bauprojektes am Hill of Tara wurde diese Diskussion erst kürzlich mit viel Überzeugung, aber wenig echten Belegen geführt.

Abgesehen davon, dass der Begriff “sacred landscape” eine kultische Bedeutung der jeweiligen Landschaftsteile impliziert (was beim besten Willen nicht immer nachweisbar und somit schon Sache des “Glaubens” ist) – was ging in den Köpfen der Baumeister wirklich vor? Arbeitete man auf zwei fast hundert Kilometer auseinanderliegenden Hügelkuppen wirklich nach einem “grossen Plan” und koordiniert?

Oder sah der Herrscher von Hügel A an einem selten klaren Tag ein Monument auf Hügel B und dachte sich “Das will ich auch haben!”? Oder war B einfach auf eine Hügelkuppe ausgerichtet, auf der dann später mehr oder minder zufällig Monument A errichtet wurde? Jedes dieser Szenarien ist möglich, aber nicht belegbar.

Und das Szenario vom “grossen Plan” ist das problematischste von allen, zumal nun niemand sagen kann, was der “grosse Plan” wirklich war. Interpretationen gibt es reichlich, keine Sorge – und von Atlantis bis zu Astronautengöttern, von den Druiden bis zum Heiligen Gral ist schon alles spekuliert worden, inklusive der Bundeslade (auf Tara verbuddelt) und Ley-Linien (wobei in Irland auf diesen zumindest keine Kornkreise vorzukommen scheinen …).

Die “heiligen Landschaften” Irlands sind letztlich eine Sache der Interpretation, oft mehr von den Vorstellungen und Wünschen der Interpretierenden geprägt als in nachvollziehbarer Logik verankert. Man kann sicher davon ausgehen, dass die rund sechzig Grabanlagen von Carrowmore nicht rein zufällig beieinander lagen. Aber warum sie ausgerechnet an diesem Ort beieinander lagen, das ist weniger offensichtlich und letztlich nicht belegbar.

Mythologie

Die bekanntesten Mythen rund um die steinernen Zeugen der Vergangeheit sind in aller Munde – nämlich alle jene Beschreibungen, die von Newgrange bis zum einsamen stehenden Stein in Kerry alles als “keltisch” einstufen. Leider lässt sich die Zeit der Kelten mit den Hügelgräbern überhaupt nicht in Einklang bringen … sie wurden von einer uns heute komplett unbekannten, prä-keltischen Urbevölkerung (?) Irlands errichtet.

Einen wahrscheinlichen keltischen Ursprung haben dagegen viele “enclosures” und bildhauerisch bearbeiteten “standing stones”. Die Oghamsteine dagegen entstanden wohl eher zu einer Zeit, als die Kelten schon andere kulturelle Einflüsse verarbeitet und in ihre Kultur integriert hatten, vor allem das Christentum.

In der irischen Mythologie sind die meisten steinernen Relikte mit der Anderswelt verbunden – so sind die Hügelgräber Rückzugsorte der Tuatha de Danaan, offene Gräber und Dolmen wurden zu “Betten” von Helden uminterpretiert und einzelne Steine zu “heidnischen Opferstätten” (“babies and virgins preferred”) ernannt oder gar zu Schicksalswächtern ganz Irlands (der “lia fáil” auf Tara, aus patriotischen Gründen umgesetzt) überhöht. Im Volksglauben dagegen blieben die meisten Erdhügel mit den “sidhe”, den Wesen der Anderswelt, den “fairies” verbunden.

Manche Mythologie ist dagegen auch faszinierendes “Allgemeinwissen” – kaum jemand wird auf Nachfrage ernsthaft behaupten, dass der Steinhaufen auf Knocknarea (County Sligo) wirklich das Grab der sagenhaften Königin Maeve wäre. Es ist einfach “das Grab einer wichtigen Person”. Aber schon da befinden wir uns im Reich der Legende, denn es wird legiglich ein “passage tomb” unter den Steinen vermutet, entdeckt oder nachgewiesen wurde er bislang nicht!

Und dann wäre da noch die New-Age-Mythologie, die vielleicht mit den British Israelites begann, die um 1900 Tara auf der Suche nach der Bundeslade teilweise zerstörten. Am anderen Ende des Spektrums stehen vielleicht alle diejenigen Paläo-SETI-Anhänger, die Newgrange als eine Konstruktion der Astronautengötter betrachten, jenseits aller echten Daten “forschen” und dann noch ein Eishaus aus dem 18. Jahrhundert auf den Titel bringen. Die Grenzen zwischen durchaus inspirierter (und oft inspirierender) “alternativer Archäologie” und binnen Minuten widerlegbarem absolutem Humbug sind fliessend …

Einige praktische Tipps für Besucher

Wer wirklich die (wie auch immer aufgefasste) Magie eines Ortes spüren will, sollte Stosszeiten vermeiden – in Tara etwa werden die Touristen schichtenweise abgeliefert und man kann sich zwischen April und Oktober tagsüber kaum vor ihnen retten. Kurz nach (oder gar vor!) Sonnenaufgang machen einem jedoch nur die Schafe den Hügel streitig (und das noch nicht einmal sehr enthusiastisch).

An “heiligen Tagen” wie Sonnenwenden, Tag- und Nachtgleichen, Beltaine oder Samhain gleicht mancher populäre Ort einem Zirkus (samt Freak Show) – wer aus spirituellen, religiösen oder anderen Gründen unbedingt an einem “Kraftort” sein möchte, sollte sich vielleicht den einsamen Stein mitten in der Wildnis aussuchen, der nur auf der OSI-Karte und in keinem Reiseführer zu finden ist.

Selbst so touristisch erschlossene Orte wie Newgrange bestehen übrigens teilweise aus reinen Rasenflächen – angemessenes Schuhwerk hilft ungemein, humorvolle Rutschpartien oder auflockernde Knochenbrüche zu vermeiden. Und Trekkingschuhe stecken Schafscheisse sowieso besser weg als Gucci-Sandalen!

Nur: Egal, was man anhat, man ist (fast) immer falsch gekleidet! Aber ausziehen ist besser als mit erfrorenen Fingern einem frisch erlegten Schaf das wärmende Fell abzuziehen. Deswegen besser eine Jacke oder einen Pullover mehr mitnehmen! Und (wir sprechen hier von Irland) einen Regenschutz. Bei grösseren Touren sollte man sich auch etwas Nahrung und Flüssigkeit einstecken, das erleichtert den Tag ungemein. Es muss kein kompletter Gartengrill sein, etwas Pemmikan oder auch ein Snickers tun es schon, dazu am besten Wasser.

Und noch eine Bitte – respektieren Sie die Stätten, die Sie besuchen.

Empfehlenswerte Literatur:

Aubrey Burl, “The Stone Circles of Britain, Ireland and Brittany”, Yale University Press (New Haven and London) 2000, ISBN 0-300-08347-5.

Eithne Massey, “Legendary Ireland”, The O’Brien Press (Dublin) 2003, ISBN 0-86278-766-1.

Cary Meehan, “The Traveller’s Guide to Sacred Ireland”, Gothic Image Publications (Glastonbury), 2002, ISBN 0-906362-43-1.

Nigel Pennick, “Celtic Sacred Landscapes”, Thames & Hudson (London) 2000, ISBN 0-500-28201-3.

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