Friedhöfe in Irland

Irische Friedhöfe verbreiten nicht unbedingt Trauer oder sind gar langweilig, im Gegenteil. Sie sind eher bunt, architektonisch interessant und wirken - bedingt durch alte Grabstellen - immer etwas mystisch.

Also überhaupt nicht zu vergleichen mit deutschen Friedhöfen, wo die Grabsteine fast einheitlich groβ sind und in einer Reihe und Richtung stehen müssen. Die einzige Vorschrift in Irland lautet: Grabsteine und Gedenkstätten unterliegen in der Regel einer maximalen Höhe von sieben Metern.

In fast allen Ortschaften betreiben die Kirchen die dazugehörigen Friedhöfe. Meistens einen für die katholische Kirche und einen für die protestantische Church of Ireland. Seltener findet man auch noch Friedhöfe der presbyterianischen Kirche.

Desweiteren sieht man in Irland auch immer wieder Gräber, die schon 150 Jahre oder älter sind, also nicht nach einer bestimmten Zeit geräumt werden, sondern bis zur Unkenntlichkeit der Inschriften bestehen bleiben. In Ortschaften entlang der Küste findet man die Graveyards oft auch an Hängen mit „schönem Blick auf’s Meer“.

Oft werden irische Gräber mit bunten Plastikblumen oder farbigen Kieselsteinen geschmückt, die einerseits recht kitschig wirken, anderseits aber wenigstens jedem Wetter trotzen und dem Friedhof einen eher fröhlichen Charakter verpassen. Wer die alten Friedhöfe besuchen möchte, sollte dabei äuβerst vorsichtig sein, denn der Boden ist oft uneben oder gibt nach und man steht buchstäblich „mit einem Bein im Grab“.

Charakteristisch für (alte) irische Friedhöfe sind zweifellos die Hochkreuze (Keltenkreuze). Sie gelten als Symbol der Christianisierung und waren ein wichtiger Bestandteil der mittel-alterlichen Klosteranlagen.

Video: Glasnevin Cemetery Museum

Ab dem 8. Jahrhundert wurden sie reichlich verziert und ab dem 9. Jahrhundert wurden ganze Szenen oder Bildergruppen aus der Bibel bildlich dargestellt. Somit wurde die Bibel auch den Menschen nähergebracht, die nicht Lesen und Schreiben konnten.

Eines der schönsten Hochkreuze findet man im Kloster Monasterboice im County Louth. Es ist aus dem 10. Jahrhundert und 5,50 m hoch.

Der gröβte Friedhof in Irland, mit ca. 50 ha Fläche, ist der Glasnevin Cemetery nördlich von Dublin, der am 21. Februar 1832 unter der Leitung von Daniel O’Connell erstmals für Katholiken eingeweiht wurde und auf dem dann, total unüblich für irische Verhältnisse, Menschen aller (oder keiner) Religion beerdigt wurden und werden. Er gilt jetzt als irischer Nationalfriedhof.

Bis jetzt wurden auf diesem Friedhof rund 1.5 Millionen Menschen zur letzten Ruhe gebettet, darunter viele bekannte Persönlichkeiten, wie z.B. Daniel O’Connell, Charles Stewart Parnell, Eamon De Valera, Michael Collins, Countess Markiewicz, Brendan Behan, Luke Kelly von den Dubliners und Boyzone-Sänger Stephen Gately, aber auch viele Unbekannte, wie die Opfer der Cholera-Epidemie von 1832-33, die ca. 50.000 Menschenleben kostete, die Opfer der groβen Hungersnot (the Great Famine zwischen 1845 und 1852 mit einer Million Toten), oder auch die 329 Passagiere und Besatzungsmitglieder der Air India Flugzeugbombe von 1985.

Das Wahrzeichen des Glasnevin Cemetery ist zweifellos der 51 Meter hohe O’Connell Turm (der höchste Rundturm Irlands), an dessen Fuβ sich die Familiengruft der O’Connells befindet.

Im krassen Gegensatz dazu gilt der Kilfintenan Graveyard in Cratloe, Co. Clare als kleinster Friedhof Irlands. Er ist so klein, daβ wir noch nicht mal ein Foto davon haben. Habt Ihr vielleicht ein Foto und schickt es uns?

Friedhöfe machen misstrauisch. Grab für Grab bestätigen sie den Verdacht: Das Leben legt jeden herein. Quelle: KarlHeinz Karius

Die verbrannten Überreste eines wahrscheinlich männlichen Erwachsenen, zusammen mit einer verbrannten Erdsteinaxt und zwei Feuersteinspitzen, gelten als die älteste Grabstelle Irlands und die Kohlenstoffdatierung geht zurück auf ca. 7.550 – 7.290 vor Christi. Sie wurde zufällig in Castleconnell (Co. Limerick), 11 km von Limerick entfernt am River Shannon bei Erdarbeiten entdeckt.

Diese Ausgrabungen sind deshalb sehr bedeutsam, da sie beweisen, dass es in Irland, schon lang vor der Entwicklung der Landwirtschaft und Bildung von Siedlungen, formelle Bestattungen gegeben hat.

Alles in Allem spiegeln irische Friedhöfe die Geschichte der Insel über Jahrhunderte wider. Von Kelten, zu Christen, zu Verfolgten und nun zu Eigenständigen verschiedener Religionen.

Jede Epoche hat ihre eigene Architektur und ihre eigenen Mittel der Darstellung. Von Hochkreuzen zu Plastikblumen!

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