Gaelic Football

Einem Freund von mir passierte folgende Geschichte - im Pub hatte er ein paar Leute in Fussballshirts kennengelernt, die ihn fragten, ob er denn nicht mit zum Gaelic Football wolle.

Da er Zeit hatte, stapfte er also mit. Stand zwischen seinen neuen Kumpels und wunderte sich zwar etwas über die eher unorthodoxe Ausstattung des Spielfelds, sagte aber nichts.

Dann begann das Spiel. Und kurz nach dem “Anpfiff” (der er verpasste, weil ihm etwas heruntergefallen war) schnappte sich ein Spieler der gegnerischen Mannschaft mit beiden Händen den Ball.

Mein Freund fing lautstark zu protestieren an. Und erntete von den Umstehenden nur befremdete bis belustigte Blicke. Unter denen er aufgeklärt wurde, dass man hier Gaelic Football spiele. Echten Fussball, nicht irgendwelchen englischen Soccer-Kram. Und statt eines Anpfiffs hatte er den Einwurf verpasst.

Gaelic Football

Was in Irland allgemein als “Fussball” bezeichnet wird, ist es für die meisten Europäer, Asiaten, Afrikaner und Südamerikaner nicht. Die spielen nämlich “soccer”. Das Wort kommt von “association” und bezeichnet den allgemeinen Fussball.

Gaelic Football, so werden einen die Iren gerne aufklären, ist ganz was anderes.

Video: This is Gaelic Football - Best Goals & Points

Hier die zehn wichtigsten Regeln des Gaelic Football:

1. Spielfeld: Das Spielfeld beim Gaelic Football ist rechteckig und 130 Meter minimal, 145 Meter maximal lang, breit zwischen 80 und 90 Metern.

2. Tore: Der “scoring space” ist in der Mitte einer jeden kurzen Seite des Spielfeldes und besteht aus zwei mindestens seiben Meter hohen Torpfosten, 6,5 Meter auseinander. Ein Netz wird an der Querlatte und den Pfosten befestigt.

3. Spieler: Die Mannschaft beim Gaelic Football hat 15 Spieler – sie kann mit dreizehn Spielern anfangen, muss aber am Ende der ersten Halbzeit 15 Mann auf dem Feld gehabt haben.

4. Ball: Nicht leichter als 370 Gramm, nicht schwerer als 425 Gramm, mindestens 69 und höchstens 74 Zentimeter Umfang zeichnen ihn aus.

5. Tor Ein “goal” wird gegeben, wenn der Ball die Torlinie überquert, zwischen den Torpfosten und unter der Latte. Ein “point” wird gegeben, wenn der Ball zwar zwischen den Pfosten, aber über der Latte die Torlinie überquert. Ein “goal” zählt wie drei “points”.

6. Ein Spieler darf den Ball a) für vier Schritte (oder die entsprechende Zeit!) in der Hand tragen, b) vom Fuss in die Hand kicken (“toe-tapped”), c) nach jedem “toe-tap” einmal mit der Hand dribbeln, d) mit der offenen Hand oder Faust wegschlagen, e) für einen Tritt, “toe-tap” oder Pass werfen. Der Ball darf dem Gegner durch einen Schlag mit der flachen Hand (auf den Ball!) abgenommen werden.

7. Spieler dürfen den Gegner im Kampf um den Ballbesitz körperlich angreifen, solange der Angreifer einen Fuss auf dem Boden behält. Ausgenommen von Angriffen ist der Torwart in einem speziellen “Schutzviereck”, in dem man ihm aber den Ball aus der Hand schlagen darf.

8. Freistösse gibt es bei “aggressiven Fouls” im Strafraum und bei jedem Foul im Torraum. Der Freistoss wird von der Mitte der 13-Meter-Linie ausgeführt.

9. Der gefoulte Spieler darf den Freistoss a) aus der Hand oder b) vom Boden treten. Möglichkeit c) ist es, einem Mitspieler den Freistoss abzugeben, der dann aber vom Boden treten muss.

10. Wenn der Ball die Torlinie nicht überqueren konnte, weil ihn jemand ausser den Spielern oder einem Schiedrichter daran hinderte, kann ein Tor gegeben werden. Historische Entscheidungen dieser Art involvierten betrunkene Zuschauer und streunende Hunde …

Woher kam aber eigentlich “Gaelic Football”, wie das Spiel praktischerweise auch oft genannt wird? Man weiss es nicht – angeblich sollen die Statuten von Galway schon 1527 Fussball erwähnt haben, als vom Hurlingverbot ausgenommen. Richtig nachgewiesen ist der Sport aber erst in einem Gedicht von Seamus Dall MacCuartha, der 1670 über “Iomán na Bionne” schrieb.

Womit er auch Hurling gemeint haben könnte. Wie auch immer, um diese Zeit muss Fussball vor allem in Nord-Dublin, Meath und Louth populär gewesen sein. Als aus irgendwelchen Ideen zusammengeklaubtes Mannschaftsspiel, bei dem etwa acht Mann pro Team einen Nachmittag lang um den Ballbesitz rangen.

Wortwörtlich, denn MacCuarta erwähnt, dass Ringkämpfe zwischen den Spielern durchaus keinen Regelverstoss darstellten.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts war Fussball zwar bekannt, aber hoffnungslos dem Chaos verfallen – man spielte in fast jeder Gemeinde, dummerweise nach eigenen Regeln und nicht immer mit einem runden Ball.

“Ernsthafte” Sportler wandten sich daraufhin dem importierten Rugby zu, dass vor allem in den britischen Schulen ungeheuer populär wurde. Dort begeisterte sich auch der Lehrer Michael Cusack dafür, der dann aber “ausstieg”, weil sich seine politischen Ideen nicht mit dem Rest der Mannschaft vertrugen.

Rugby war das Spiel der eher pro-britischen herrschenden Klasse, Cusack aber der Home Rule Party zugeneigt. 1884 gehörte Cusack zu den Gründern der GAA (Gaelic Athletic Association), die dann auch Fussball auf nationaler (und nationalistischer) Basis neu organisierte. Bis hin zum “Ban”.

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