Hill of Tara

Auf den ersten Blick wirkt der Hill of Tara mit seinen grasbewachsenen runden Wällen und Gräben sowie den Fundamenten eines Palastes nicht sonderlich beeindruckend. Dennoch haftet dem Areal eine große spirituelle Bedeutung an:

Seit Jahrhunderten gilt der Hügel als Heimat von Göttern und Druiden. Das Alter der Hügelgräber und ringförmigen Erdarbeiten wird auf mindestens 4.000 Jahre geschätzt. Im 3. Jahrhundert soll Cormac Mac Airt auf dem Hügel seine Residenz eingerichtet haben. Seither war Tara der Sitz der legendären irischen Hochkönige, der größten Macht auf der Insel. Sichtbar sind heute kaum mehr als die Reste der ursprünglichen Erdarbeiten.

Zu diesen zählen das Fort of Kings, das Fort of the King Laoghaire, Cormac’s House sowie der Mound of the Hostages, ein Ganggrab aus der Zeit um 1800 vor Christus, in dem die Überreste von 40 verbrannten Leichen gefunden wurden. Von der legendären Pracht Taras ist ansonsten nicht mehr viel zu sehen. Gleichwohl sollen die Bauten mit einer Fülle an Gegenständen aus Gold und Edelsteinen ausgestattet gewesen sein. Der Königspalast besaß zwölf Tore und an der Tafel der Banketthalle sollen 1.000 Menschen Platz gefunden haben.

Video: Hill of Tara

Das im 12. Jahrhundert entstandene Book of Leinster beschreibt sehr ausführlich den Ablauf eines Festmahls und verschafft einen Einblick in die Tafelordnung. Am nördlichen Ende des Gebäudes fanden die Hofnarren des Königs ihren Platz. Ihnen gegenüber waren die Zauberer platziert. Es folgten in 42 streng getrennten Abteilungen die Goldschmiede, Geschichtenschreiber, Baumeister, Richter und Lehrer. In unmittelbarer Nähe des Königs saßen die heilkundigen Druiden. Am anderen Ende der Halle wurden die Musiker platziert. Die vorchristliche Krönungszeremonie, das Feis Temrach, war ein Fest, bei dem nicht nur tüchtig gefeiert wurde, sondern in dessen Rahmen auch wichtige Gesetze erlassen und Streitereien geschlichtet wurden.

Mit der Ausbreitung des Christentums verlor Tara seine Bedeutung als Kultstätte. Dabei soll auch dem Heiligen Patrick eine Schlüsselrolle zukommen. Dieser missionierte nämlich den in Tara residierenden Hochkönig Laoghaire im 5. Jahrhundert und trug so entscheidend zum Niedergang der Kultstätte bei.

Der Sage nach soll Cormac Mac Airt seine Tochter Gráinne, die Goldene, dem großen Helden Finn McCool versprochen haben. Dieser kam daraufhin mit einigen Gefolgsleuten – darunter dem Sohn Oissín, der Barde, und Diarmuid nach Tara.

Doch die Tochter des Königs fand keinen Gefallen an dem großen Krieger, der für ihren Geschmack zu alt und von den zahlreichen Kämpfen gezeichnet war. Nachdem alle schliefen, gestand Gráinne den beiden Jünglingen, dass sie bereit wäre, stattdessen einen von ihnen zu heiraten. Da Oissín seinen Vater nicht entehren wollte, belegte er Diarmuid mit einem magischen Zauber, einem Géis, der bei Nichtbeachtung automatisch den Tod nach sich zog. Ungeachtet dessen flohen Diarmuid und Gráinne gemeinsam, während der erboste Finn das Liebespaar quer durch das Land verfolgte. Mehrfach eilte Aenghus, der Pflegevater von Diarmuid, den beiden zu Hilfe, bis Diarmuid unwissend den Géis brach. Er tötete den wilden Eber von Beann Ghulban, der einst Menschengestalt besaß, und kam dabei selber ums Leben.

Eine nicht minder bekannte Erzählung über Tara ist dem Hochkönig Conn gewidmet. Dieser soll in großer Sorge gewesen sein, dass sein Reich aus dem Universum angegriffen würde. Aus diesem Grunde ließ er Druiden und Geschichtsschreiber nach Tara kommen und den Sternenhimmel genauestens observieren. Während einer Rede soll er auf einen Stein getreten sein, der daraufhin so laut schrie, dass er meilenweit zu hören war. Der Stein erhielt den Namen Lia Fáil, Stein des Schicksals. Man sagt, dass er heute noch schreit, wenn Irland in Gefahr ist. Auch in der jüngeren Geschichte nahm Tara eine besondere Stellung ein: Daniel O’Connell, der „Befreier”, wählte am 15. August 1843 den Hügel als Ort für eine Demonstration, der mehr als 100.000 Menschen beiwohnten. Er rief dabei seine Landsleute zum Aufstand gegen die verhassten Engländer, den Act of Union und die diskriminierenden Corn Laws auf.

Weitere Sehenswürdigkeiten im Osten von Irland, die Sie interessieren könnten:

Avondale House & Forest Park – der Geburtsort von Charles Stewart Parnell

Avondale House & Forest Park – der Geburtsort von Charles Stewart Parnell

Avondale House & Forest Park ist nicht nur ein Wahrzeichen von Avondale, sondern ein Ort, dem bis heute eine beispiellose historische Bedeutung zuteil wird.

Beaulieu House – ein Juwel besonderer Art

Beaulieu House – ein Juwel besonderer Art

Eine besondere Architektur, außergewöhnliche Details und beispielloser Facettenreichtum machen Beaulieu House seit jeher zu einem Juwel besonderer Art.

Belvedere House – ein kulturelles Erbe besonderer Größe

Belvedere House – ein kulturelles Erbe besonderer Größe

Das Belvedere House vermittelt mit seinem Anwesen einen beispiellosen Blick in die Historie. Ganzjährig kann das Anwesen in den Midlands besucht werden.

Boyne Valley, wo Irlands Geschichte begraben liegt

Boyne Valley, wo Irlands Geschichte begraben liegt

Das Boyne Valley befindet sich im Nordosten Irlands. Das Tal stellt zugleich Irlands historische Hauptstadt und heiligsten und mythischsten Landstrich dar.

Castletown House in Celbridge – das größte Landhaus in Irland

Castletown House in Celbridge – das größte Landhaus in Irland

Es ist ein anmutiges Flair, welches das Castletown House bis heute zum Leben erweckt. Durch einzigartige Architektur begeistert es mit einer Vielzahl an Details

Dalkey Castle & Heritage Center – ein Stück irischer Geschichte

Dalkey Castle & Heritage Center – ein Stück irischer Geschichte

Sie tauchen ein in eine Lebensweise, die längst vergessen zu sein scheint und lernen eine Kultur kennen, die über Jahrhunderte hinweg geprägt wurde.

Dublin Castle – Relikt aus 700 Jahren Fremdherrschaft

Dublin Castle – Relikt aus 700 Jahren Fremdherrschaft

Wie eine Burg sieht Dublin Castle nicht aus, eher wie ein Herrenhaus. Als ein solches wird das Schloss in der Altstadt der irischen Hauptstadt auch genutzt.

Dublin’s City Hall – auf den Spuren der Stadtgeschichte

Dublin’s City Hall – auf den Spuren der Stadtgeschichte

Die Hauptstadt Irlands ist ein Ort, der durch lebendige Geschichte geprägt wird. Ein wichtiges Stück der langen Stadtgeschichte ist Dublin’s City Hall.

Das Glasnevin Museum – ein Museum besonderer Art

Das Glasnevin Museum – ein Museum besonderer Art

Das Glasnevin Museum in Dublin ist ein Museum besonderer Art. Auf eindrucksvolle Form widmet es sich der Geschichte Irlands und ihren wichtigsten Akteuren.