Boyne Valley

Das Boyne Valley ist ein Ort, der Geschichte atmet. Und zwar nicht nur spätmittelalterliche Geschichte:

Am 12. Juli 1690 erlitten die Iren im Boyne Valley eine Niederlage, die heute noch die loyalistischen Protestanten in Nordirland zum Anlass für einen Triumphzug nehmen. In der Schlacht am Boyne entschied sich die englische Thronfolge. Die irischen Truppen unter dem katholischen Stuart-König Jakob II. unterlagen dem Heer des protestantischen Wilhelm von Oranien.

Letzterer hatte eine 36.000 Mann starke Söldnertruppe am Nordufer des Boyne bei Olbridge zusammengezogen und konnte nach einem blutigen Gemetzel die zahlenmäßig deutlich unterlegene Armee (25.000 Mann) in die Flucht schlagen. Nach einer zweiten Auseinandersetzung unweit von Limerick ging Jakob II. ins Exil nach Frankreich. In der Folge bauten die Engländer ihre Machtposition in Irland aus und schlossen mit den Penal Laws die Katholiken vom Recht auf Landbesitz und vom staatlichen Leben aus.

Über eine Länge von rund 15 Kilometern erstreckt sich das grüne Farmland entlang des Flusses Boyne und birgt dabei die größte Konzentration antiker Kulturdenkmäler Europas. Doch weniger die Forts, Ringwälle und Monolithen sind es, die der Region ihre Bedeutung verleihen, sondern die zweifelsohne einmalige Ansammlung jungsteinzeitlicher Ganggräber in Newgrange, Dowth und Knowth. Mit einem geschätzten Alter von bis zu 5.000 Jahren gehören die Hügelgräber zu den bedeutendsten prähistorischen Monumenten Europas.

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Neben den rätselhaften Steinritzungen fasziniert in Newgrange insbesondere die Architektur der Begräbnisstätte. Die Anlage ist nach dem gleichen Prinzip wie die ägyptischen Pyramiden errichtet: Sie verfügen über eine Grabkammer, die von einem großen Tumulus (Grabhügel) überwölbt wird und nur durch einen langen Gang erreichbar ist. Newgrange ist eine der größten und bedeutendsten neolithischen Grabanlagen in Irland. Sie hat eine Höhe von zwölf Metern und einen Gesamtdurchmesser von 85 Metern. Der Grabgang, der den Zugang zur kreuzförmigen Grabkammer ermöglicht, ist 19 Meter lang. Um die Anlage zieht sich ein Kreis aus ursprünglich 38 Monolithen, von denen allerdings nur noch zwölf erhalten sind.

Es gibt viele Spekulationen darüber, welchem Zweck Newgrange diente. Denkbar ist, dass es für religiöse oder Begräbniszeremonien genutzt wurde, aber auch für die Astrologie. Zur Wintersonnenwende fluten die Strahlen der Sonne den kompletten Gang und die an allern anderen Tagen absolute Finsternis der Grabkammer. In den Kammern liegen Steinbecken, die die Knochen der verbrannten Toten sowie deren Grabgaben wie Ketten und Schmucknadeln enthielten.

Das bronzezeitliche Grab von Knowth verfügt über zwei Gänge, die von Osten bzw. Westen ins Herz des Ganggrabes führen. Die mächtigen Steine sind mit Zickzack- und Parallellinien verziert, was darauf schließen lässt, dass Knowth mehr als nur eine Grabstätte war. Knowth ist von 15 Satellitengräbern umgeben. Rund um den Grabhügel wurden Reste bronzezeitlicher, eisenzeitlicher, frühchristlicher und normannischer Behausungen und Verteidigungsanlagen gefunden. Ähnlich wie in Newgrange erhellen die Sonnenstrahlen zur Sonnenwende die Grabkammern.

Die Ganggräber von Dowth bleiben leider auf unbestimmte Zeit für die Öffentlichkeit verschlossen. Derzeit sind Archäologen dabei, das Innere der Grabstätte genau zu untersuchen, nachdem 1847 Hobbyarchäologen bei Ausgrabungen massive Schäden angerichtet haben. Dowth verfügt über zwei Gänge zu den Grabkammern, der Längere misst 14 Meter bei einer Höhe von drei Metern, der Kürzere 3,5 Meter.

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