Bunratty Castle

"Slainte is Saol" hallt es allabendlich durch den Festsaal von Bunratty Castle, wenn die knapp 100 Gäste ihre Becher zum Toast erheben, um auf Gälisch gegenseitig "Gesundheit und ein langes Leben" zu wünschen

Der Stammsitz des O’Brien-Geschlechts, 1451 von Sioda MacNamara erbaut und heute Teil des gleichnamigen Bunratty Folk Parks, fungiert tagsüber als Bestandteil des angrenzenden Freilichtmuseums.

Doch bei Fackel- und Kerzenlicht verwandelt sich die altehrwürdige Burg nach Einbruch der Dunkelheit in ein lebendiges Fenster der Geschichte und vermittelt im Rahmen eines feierlichen Banketts den Eindruck mittelalterlicher Lebensart und irischer Gastfreundschaft.

Die überaus faszinierende Reise in die Vergangenheit beginnt mit der freundschaftlichen Begrüßung auf den Stufen der Zugbrücke. Sodann reichen die aufmerksamen Burgdamen auf der Treppe zum großen Saal, der Great Hall, einen Freundschaftshappen bestehend aus Brot und Salz. Dieser soll gemäß Überlieferung die Gäste vor jeglichem Unheil bewahren, solange sie sich innerhalb der Burgmauern befinden.

Video: Bunratty Castle & Folk Park

Zu klassischen Klängen feinster Harfen- und Violinmusik erwartet die Freunde irischer Lebensart nun ein Begrüßungstrunk in Form von Honigwein. Ein Getränk, das sich im Mittelalter besonders bei frisch vermählten Paaren großer Beliebtheit erfreute, glaubte man doch, der Met würde Potenz und Fruchtbarkeit steigern.

Während der Zeremonienmeister anschließend die bewegte Geschichte von Bunratty Castle umreißt, bereiten die in sehenswerten Kostümen gekleideten Burgdamen die feierliche Krönung vor. Denn kein Mediaeval Banquet wäre perfekt ohne die Inthronisierung des Grafen von Thomond und seiner Gemahlin, die aus den Reihen der Gäste gewählt werden. Doch auch die übrigen Besucher bleiben nicht lange bürgerlich. In seiner ersten „offiziellen Amtshandlung” ernennt der neue Burgherr die anwesenden Damen und Herren formell zu Adeligen.

Nach einem weiteren Toast auf den Grafen von Thomond und dessen Gattin wechselt der Ort des Geschehens. Im Main Guard, dem ehemaligen Wachraum, beginnt das Festmahl, das gemäß Tradition ohne Besteck eingenommen wird. Die Lauchsuppe wird aus kleinen Schüsseln geschlürft. Dann folgen Rippchen in einer speziellen Honig- und Ingwersauce sowie ein Kapaun, ein (kastrierter) Hahn, die allesamt mit bloßen Händen verspeist werden.

All diese Köstlichkeiten müssen vom Grafen genehmigt, und vom Butler unter “Einsatz seines Lebens” vorgekostet werden. Zwischenzeitlich sorgen die Burgdamen mit irischer Volksmusik für Kurzweil.

Und plötzlich passiert das Unvorstellbare: Einer der Gäste bändelt mit den Burgdamen an, zieht sich somit den Zorn des Hausherrn zu und wird folgerichtig in den Kerker geworfen. Um nicht den Rest seines “Daseins” in dem Verlies zu fristen, erhält der vermeintliche Schurke die Chance, die erzürnten Gemüter zu beschwichtigen, in dem er mit einem Liedervortrag die Gnade des Grafen erfleht.

Von diesem Schock erholt, lassen die anwesenden Herrschaften den Abend bei einer Prise Schnupftabak, einer Tasse Kaffee und dem gemeinschaftlichen Abschiedslied Hand of Friendship (Die Hand der Freundschaft) langsam ausklingen, bevor es heißt: “Slan abhalie – Kommen Sie gut nach Hause.”

Das angrenzende Freilichtmuseum gilt als Spiegel des irischen Lebens im 19. Jahrhundert und besteht neben dem Castle aus einer historischen Dorfstraße, acht Farmhäusern, einer Windmühle, einer Schmiede, historischen Geschäften, einem Pub, einer Kirche sowie einer Ausstellung über landwirtschaftliche Arbeitsgeräte.

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